Redakteur
Die Versicherer tricksen noch mehr als zuvor – vor allem, wenn es um die Kosten geht, die von Ihrer Rendite abgehen.
Im Sommer 2014 – genau während der Fuß ball-WM – wurde das LVRG durchgedrückt. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Denn während dieser Zeit hat verständlicherweise kaum jemand darauf geachtet – weder Medien, noch Verbraucherschützer und schon gar nicht die Betroffenen – nämlich die Kunden. Lediglich ein paar vereinzelte Politiker warnten schon damals vor Schlupflöchern, die es den Versicherungen möglich machen, ihre wirtschaftliche Lage schlechter darzustellen, als sie ist.
Tatsächlich wurden die Kundenansprüche, wo es nur ging, zurechtgestutzt – natürlich zugunsten der Versicherer. Diesen ging und geht es ja angeblich so schlecht, dass sie kurz vorm Abgrund stehen.
So mussten vor allem die Altkunden herhalten und auf Auszahlungen verzichten. Auch für Neukunden wird’s unrentabel. Wer jetzt so – ich sage mal vorsichtig – unklug ist, in der heutigen Zeit trotzdem noch eine Lebensversicherung abzuschließ en, erhält nur noch einen Garantiezins von 1,25 Prozent. Denn der musste gesenkt werden, weil die Versicherer schließ lich nicht am Hungertuch nagen sollen.
Erst der Bundesrat hat Druck gemacht und eine Provisionsbeschränkung sowie Transparenzvorschriften für die Kosten durchgesetzt. Doch bevor Sie im Jubel die Arme hochreiß en, muss ich Sie leider bremsen. Denn die Politiker haben es vermasselt. Sie haben keine klaren Vorgaben gemacht, wie genau denn die Kosten dargestellt werden sollen. Und die Versicherer haben prompt die Lücke entdeckt – dumm sind sie ja nicht, das muss man ihnen lassen. Sie üben ja schließ lich bereits seit Jahrzehnten, wie sie die Kunden austricksen können – und haben es darin zur wahren Meisterschaft gebracht.
Nach dem LVRG sollen Sie als Kunde jetzt bei einem neuen Vertrag anhand der ausgewiesenen Effektivkosten erkennen können, wie sehr die Abschlusskosten Ihre jährliche Rendite schmälern. Diese Kosten setzen sich aus der Provision für den Versicherungskäufer und den Verwaltungskosten zusammen. Je höher diese Abzüge sind, desto weniger Kapital wird im Vertrag berücksichtigt – und nur für diese Summe erhalten Sie den Garantiezins.
Wenn die Versicherungen nun eine einheitliche Effektivkostenquote angeben, könnten Sie die verschiedenen Verträge hervorragend miteinander vergleichen.
Wenn … ja, wenn das Wörtchen „Wenn“ nicht wäre. Eine Studie vom Institut für Transparenz (ITA) im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) hat nämlich erschreckendes gezeigt:
Mit dem LVRG wurde in Sachen Ausweisung der Effektivkosten sogar noch weniger Transparenz als vorher geschaffen. Herzlichen Glückwunsch schon mal dazu an die Damen und Herren Politiker! Der Autor der Studie und ITA-Geschäftsführer, Dr. Mark Ortmann, umschreibt das Ganze zart als „schlechtes gesetzgeberisches Handwerk“ und meint, dass dies hinsichtlich Verbraucherschutz „zu einem Rohrkrepierer“ führte.
Zwar wurde den Versicherungsunternehmen von ihrer Lobbyorganisation ein Berechnungsverfahren vorgeschlagen – doch das war wohl eher pro forma. Denn einige haben sich nicht daran gehalten und verschweigen ihren Kunden damit Kosten, die deren Rendite teilweise enorm schmälern. Das Analysehaus Morgen & Morgen hat im Auftrag der Studie auf das den Versicherungen vorgeschlagene Berechnungsmodell zurückgegriffen und nachgerechnet. Das Ergebnis: Es liegen Welten zwischen den Werten!
Diese Aussage stammt von Ortmann – sehr milde ausgedrückt, wie ich finde. Denn teilweise liegen die Differenzen bei bis zu 100 Prozent! Das ist in meinen Augen 100 % Betrug am Kunden. Aber sehen Sie selbst:
Allen voran die Gothaer hat sich hier als reichlich frech und unverschämt gezeigt: Bei ihrem klassischen Rententarif gibt das Unternehmen 0,58 % Effektivkosten an. Nach den Berechnungen von Morgen & Morgen sind es dagegen 1,14 %. Das fällt besonders auch deshalb ins Auge, weil die Gothaer mit den selbst berechneten Effektivkosten im Vergleich einer der günstigsten Anbieter wäre. Das ändert sich aber schlagartig, wenn man die Berechnungen des unabhängigen Analysten betrachtet: Hier gehört die Gothaer zu den Schlusslichtern mit den höchsten Effektivkosten.
Hier nochmal die besonders schwarzen Schafe:
Dass es sich hierbei um Rechenfehler handelt, darf sehr stark angezweifelt werden. Ortmann umschreibt das vorsichtig so: „Natürlich gibt es Stellschrauben, mit denen die ausgewiesenen Effektivkosten gezielt beeinflusst werden können. So lange der Gesetzgeber keine klare Ansage macht, wie die Kennziffer zu berechnen ist, so lange besteht immer die Versuchung, den vorhandenen Spielraum zum eigenen Vorteil zu nutzen.“
Ich sehe das so, dass hier ganz klar Methode dahinter steckt. Dummdreist gehen die Versicherungen davon aus, dass es eh keiner merken wird. Und wenn doch, interessiert das die Unternehmen nicht. Wenn Ottonormalbürger auf diese Weise betrügen würde, wären ihm die Schergen unseres sogenannten Rechtsstaates sofort auf den Fersen.
Ich möchte Ihnen natürlich nicht verschweigen, dass es auch einige Versicherungen gab, die vorbildlich gerechnet haben: Es waren vor allem Hanse-Merkur, IDUNA, Barmenia, Alte Leipziger, Hannoversche, Allianz und Cosmos.
Laut Ortmann haben es die Versicherer einmal mehr verpasst, „aus eigener Kraft die Transparenz ihrer Produkte zu verbessern.“ Und er legt nach: „Manche Kundendokumente, die wir für die Studie ausgewertet haben, sind schlicht eine Zumutung für die Versicherten. Nach wie vor herrschen Komplexität statt Einfachheit und Unverständlichkeit statt Transparenz.“
Nun werden einmal mehr Stimmen laut, dass der Gesetzgeber hier eingreifen muss. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen. Doch ich denke, dass die Versicherungen noch ein weiteres Ziel ganz klar verfehlt haben: Und das heiß t Kundenvertrauen. Wer so trickst, unehrlich ist, Zahlen manipuliert und auch noch glaubt, dass er damit durchkommt, der wird auch beim nächsten Gesetz wieder eine Lücke finden.
Deshalb mein Rat: Suchen Sie sich eine bessere Altersvorsorge – Lebensversicherungen haben, meiner Meinung nach, ihre Chance mehrfach verspielt.
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