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Schuldenfalle: Hausbau und Lebensversicherung

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Damals, vor über 10 Jahren, da war die Welt noch halbwegs in Ordnung. Damals lohnte es sich noch, Lebensversicherungen abzuschließen. Heute dagegen sorgen Niedrigzinsen dafür, dass für Häuslebauer mehr als der Haussegen schief hängt. Denn sie sitzen auf einem Schuldenberg und wissen in vielen Fällen noch gar nichts davon. Doch irgendwann erwachen sie alle aus ihrem Dornröschenschlaf …

Richterhammer aus Holz mit Haus und Buch

Berater kassierten satte Provisionen

So war die Situation noch in den guten Zeiten: Familie X baute sich im Jahr 2001 ein Häuschen und schloss eine Lebensversicherung ab, um mit deren Gewinn den Baukredit locker abzubezahlen. „Das wird ein Klacks“, erklärte ihnen damals der Bankberater und strich dafür eine üppige Provision ein.

Zum Teil hatte er ja auch Recht: Bis zum Jahr 2005 war die Baufinanzierung mithilfe einer Lebensversicherung lukrativ: Die Bauherren zahlen über Jahre jeweils nur die Zinsen aus dem Festdarlehen. Die Kredittilgung – so der Plan – erfolgt dann „in einem Abwasch“, wenn die Versicherung abgelaufen ist. Zudem gab es bis 2005 auch noch Steuervorteile.

Leider hatte der gute Mann bei der Beratung „vergessen“, die Familie X über bestimmte Risiken aufzuklären. Als Experte hätte er einfach wissen müssen, dass es Szenarien gibt, bei dem es zu echten Problemen kommen kann – wie es genau jetzt der Fall ist. Und um es vorwegzunehmen: Es lassen sich durchaus Schadenersatzansprüche aus dieser miesen Finanzberatung ableiten. Wenn beispielsweise nicht davor gewarnt wurde, dass nach Ablauf der Lebensversicherung das Kapital unter Umständen nicht zur Tilgung ausreichen könnte. Oder welche Finanzierungslücken entstehen, wenn die Überschussbeteiligung des Versicherers an Prozenten verliert.

Doch ob die geprellten Häuslebauer auch noch für einen langwierigen Prozess gegen große Versicherungskonzerne mit teuren Anwälten das Geld und die Nerven haben, darf stark angezweifelt werden.

Zwangsversteigerungen oder Schulden bis ins Rentenalter

Denn tatsächlich ist genau das eingetreten, wovor die eifrigen, provisionsgei… Bankberater hätten warnen müssen: Die Niedrigzinsen haben die Renditen der Lebensversicherungen in den Keller geschickt. Hinzu kommt, dass seit 2014 die Lebensversicherer ganz legal, weil vom Gesetzgeber erlaubt, ihre Bewertungsreserven neu regeln und die Ablaufleistung bestehender Verträge kürzen können. So führen die niedrigen Zinsen sowie die enorm abgerutschten Überschussbeteiligungen dazu, dass die Versicherungspolicen seit Jahren wesentlich weniger Kapital abwerfen als ursprünglich versprochen.

Das führt automatisch dazu, dass die künftige Restschuld der Bauherren immer weiter anwächst. Zehntausende Deutsche mit Altverträgen sind davon betroffen und wissen in vielen Fällen noch nicht einmal, was sich da über ihren Köpfen zusammenbraut. Experten sagen, dass die meisten nach wie vor der Meinung sind, dass alles in bester Ordnung sei.

Es heißt, dass viele Betroffene den „blauen Brief“, mit dem die Versicherer über die unabwendbare Finanzierungslücke aufklären müssen, einfach abheften statt sofort zu handeln. Manche lesen auch das Schreiben vermutlich nicht aufmerksam genug. Zudem reagieren viele Kreditberater nicht so, wie sie es eigentlich sollten.

Was auch immer der Grund ist – es wird die Hausbesitzer hart treffen.

Nehmen wir nochmal das Beispiel der Familie X: Im Jahr 2001 nahm sie einen Bankkredit von 200.000 Euro auf. Wenn nun aber statt beispielsweise 6 Prozent nur noch 4 Prozent Überschussbeteiligung anfallen, dann verringert sich nach 30 Jahren die Ablaufleistung auf nur noch 140.000 Euro. Das heißt, Familie X. steht im Jahr 2031 mit 60.000 Euro Schulden da.

Das ist ein absoluter Albtraum für die Häuslebauer. Denn anstatt, dass sie ihre Schulden nach all der Zeit endlich los sind, müssen sie nun sogar meist noch im Rentenalter neue Kredite abstottern. Wenn Familie X es nicht schafft, das Finanzloch mit eigenen Mitteln zu stopfen, droht ihr sogar die Zwangsversteigerung.

Obacht vor frechen Bankberatern

Was also tun? Der allererste und wichtigste Rat ist: Nehmen Sie die Beine in die Hand und stellen Sie einen riesigen Abstand zwischen sich und dem Bankberater her, der Ihnen auch heute noch eine Baufinanzierung über eine Lebensversicherung andrehen will – das Gleiche gilt übrigens für einen Bausparvertrag. Wer Ihnen diese Policen als Rettungsanker anpreist, hat keine Ahnung oder begeht meines Erachtens bewusste Täuschung gegenüber den Kunden! Beides ist absolut inakzeptabel. Wer so frech ist und Ihnen so etwas vorschlägt, dem sollten Sie künftig nicht mehr vertrauen und die Zusammenarbeit umgehend beenden.
Natürlich ist es jetzt wichtig, so schnell wie möglich den Schaden zu begrenzen. Sollte Ihre Finanzierung noch nicht so lange laufen, können Sie noch ohne große Verluste die Reißleine ziehen und die Lebensversicherung ggf. kündigen. Mit deren Rückkaufswert zahlen Sie eine Sondertilgung und das restliche Geld legen Sie sinnvoll an. Lassen Sie sich dabei unbedingt unabhängig beraten.

Eine Kündigung wird immer unrentabler, je älter der Vertrag ist. Alternativ sollten Sie die Lebensversicherung dann besser beitragsfrei stellen. Das Ganze rechnen Sie am besten gut durch. Möglicherweise ist auch eine Rückabwicklung möglich.

Läuft die Versicherung bereits über zehn Jahre und die Kündigung bzw. Beitragsfreistellung lohnt sich finanziell nicht, sollten Sie wenigstens das Festdarlehen auf einen besseren Zinssatz umstellen. Ansonsten heißt es, Kapital gut anzulegen, damit Sie den Kredit weiter abbezahlen können und auch noch im Rentenalter finanziell abgesichert sind und Ihr Leben sorgenfrei genießen können.