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Beitrag: Smart Beta – das Beste aus zwei Welten?

Uwe

Uwe Redler

Redakteur

4.7 (18)
4.7/5
Die schwankenden Märkte machen kreativ und lassen altbekannte Anlagestrategien in neuem Glanz erscheinen. So erfreut sich das sogenannte „Smart Beta“ zunehmender Beliebtheit – bereits 42 % der Anleger nutzen es. Nun gibt es darüber unterschiedliche Meinungen.

Wir beleuchten Vor- und Nachteile dieses Anlagekonzeptes

Der Ursprung der Smart-Beta-Strategie liegt im Drei-Faktoren-Modell von Eugene Fama und Kenneth French aus dem Jahr 1992. Hinzu kamen noch einige Weiterentwicklungen.

bull bear

Wie funktioniert Smart Beta?

Das Ziel dieser Anlagestrategie klingt geradezu ideal:

Smart Beta will das Beste aus passiven und aktiven Investmentmöglichkeiten vereinen. Dabei wollen Smart Beta ETFs entweder den Markt schlagen oder ihn mit einem geringeren Risiko nachbilden. Im Prinzip wird also dabei agiert wie bei einer aktiven Anlagestrategie, bei der allerdings, wie die Praxis immer wieder zeigt, die dabei erzielten, teilweise überdurchschnittlichen Renditen in den meisten Fällen durch Zufall und auch nur sehr selten erreicht werden. Denn dem Markt stehen auch langjährige Anlagestrategen machtlos gegenüber.

Im Gegensatz dazu haben laut Untersuchungen von Wissenschaftlern und Finanzanalysten Smart Beta ETFs eine größ ere Chance, erfolgreich zu sein. Sie haben in aufwändigen Analysen entschlüsselt, welche Aktien bisher die größ te Rendite über einen längeren Zeitraum erwirtschaftet haben. Heraus kam, dass Aktien, die den meisten Anlegern zu riskant waren und die als unsympathisch galten, sich langfristig wesentlich besser entwickelten als die beliebteren Investitionen.

Der Vorteil von Smart Beta ETF’s ist, dass es dabei nicht um Sympathie oder Beliebtheit geht. Vielmehr haben Wissenschaftler zahlreiche Formeln dafür entwickelt, um die passenden Aktien zu finden. Diese Formeln werden als Faktoren bezeichnet und sie sind es auch, die das Smart Beta Konzept ausmachen.

Der vom Marktindex abgewandelte Index wählt Unternehmen nach Faktoren aus, die teilweise konträr zum Markt laufen. Dabei werden Marktanomalien genutzt, die den Markt schon häufiger langfristig geschlagen haben. Zu diesen Anomalien zählen beispielsweise kleine und/oder unterbewertete Unternehmen, Firmen mit sehr hohen Profiten oder Unternehmen mit in den letzten 12 Monaten gestiegenen Aktienkursen.

Während also „normale“ ETFs den Index der Aktien an ihrem direkten Verhältnis im Marktwert gewichten, errechnet der Smart Beta Index mithilfe einer bestimmten Formel eine andere Gewichtung oder wählt andere Wertpapiere aus. Dabei werden unterbewertete Aktien übergewichtet und teure Aktien untergewichtet bzw. sogar ganz aussortiert.

Vor- und Nachteile von Smart Beta

Beim Smart Beta wird also – wie bei allen ETFs – ein Index nachgebildet wird. Das bringt zugleich die Vorteile des passiven Investments mit sich: Es ist transparent, einfach und günstig. Die niedrigeren Kosten kommen daher, dass bei einem Smart Beta ETF ein Index die Anlageentscheidung herbeiführt statt die sonst sehr kostenintensiven Fondsmanager.

Der klassische ETF orientiert sich mit seinem Index am Marktwert einzelner Aktien. Dabei muss ein ständiger Austausch der im Kurs gestiegenen Aktien gegen die gefallenen Notierungen erfolgen. Das bietet allerdings nicht die Vielfalt und Flexibilität wie Smart Beta ETFs. Diese arbeiten mit regelgebundenen Konzepten, die den Markt auf alternative Weise gewichten. Dadurch können individuelle Anlageziele verfolgt werden.

Indem der Smart Beta günstige Firmen übergewichtet, versucht er, den Markt(index) zu schlagen. Denn auf diese Weise hält er mehr Anteile von Unternehmen, die sich in der Vergangenheit besser entwickelt haben. Der Nachteil dabei ist, dass nicht wenige der Smart-Beta-Strategien sehr komplex sind. Außerdem sind sie häufig teurer als ETFs und erfordern einen intensiveren Umfang beim Handel mit den Basiswerten. Gleichzeitig sind Smart Beta ETFs immer noch um einiges günstiger als aktive Investmentfonds.

Die fünf erfolgreichsten Faktoren der Smart-Beta-Strategie

Folgende fünf Faktoren haben sich in der Vergangenheit am zuverlässigsten und erfolgreichsten gezeigt:

  • Momentum-Aktien haben die Tendenz steigender Kurse über einen begrenzten Zeitraum von 12 Monaten oder kürzer. So mancher Anleger schafft allerdings nicht rechtzeitig den Ausstieg oder überreagiert auf Nachrichten bzw. ignoriert diese.
  • Aktien mit niedrigerer Volatilität weisen über längere Sicht marktähnliche Renditen und gleichzeitig ein deutlich geringeres Risiko auf. Die Gewinne solcher Unternehmen sind auch in Rezessionen robust, steigen allerdings in Boomphasen nicht stark an.
  • Die Qualität der Unternehmen wird daran gemessen, wie effizient sie ihr Kapital nutzen. Setzt ein Unternehmen beispielsweise auf Forschung und Entwicklung, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es in der Zukunft Gewinne erzielt.
  • Small Cap-Unternehmen gelten als riskant, da nicht so viel Kapital hinter ihnen steht wie bei groß en, gestandenen Firmen, und sie in Krisenzeiten wackeln können. Anleger verlangen hier eine Risikoprämie.
  • Value-Firmen sind eher unspektakulär und träge, haben oft hohe Schulden und schwankende Dividenden. Deshalb werden sie auch oft unterschätzt, können aber gleichzeitig eine bessere Rendite erzielen als erwartet.

Es lohnt sich, Smart Beta besser kennenzulernen

Doch auch wissenschaftlich ermittelte Faktoren können nicht garantieren, dass sie dauerhaft für hohe Renditen sorgen. So kann es passieren, dass sie nicht mehr zeitgemäß  sind und hinter dem Markt herhinken.

Bei Momentum, Small Cap und Value hat die Erfahrung gezeigt, dass sie sich mit dem Markt entwickelt haben. Je stärker die Wirtschaft wuchs, desto besser kamen diese Faktoren zum Zuge. Die beiden anderen Faktoren allerdings, Qualität und Volatilität, waren besonders stark in schlechteren Marktphasen vertreten. Diese Entwicklung ist allerdings auch günstig, weil sich die unterschiedlichen Tendenzen gegenseitig ausgleichen können.

Klar ist, dass Sie auch mit Smart Beta nicht in jeder Marktphase das Ziel, den Markt zu schlagen, erreichen. Es kann auch sein, dass sich diese Anlagestrategie erst nach mehreren Jahren rentiert. Gleichzeitig haben sich die aufgezählten Faktoren bewährt und sie haben über Jahrzehnte funktioniert. Smart Beta ist kein Wundermittel und lukrative Renditen bei minimalem Risiko bedürfen möglicherweise noch etwas mehr als diese durchaus innovative Strategie.

So bleibt also letztlich die Frage nicht vollständig beantwortet, ob Smart Beta ETFs sinnvoll sind oder nicht. Es macht aber auf jeden Fall Sinn, sich intensiver mit der Thematik zu beschäftigen und sich ggf. von einem Experten dazu beraten zu lassen.

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