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Moderne Portfolio-Theorie nach Harry Markowitz

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Legen Sie niemals alle Eier in einen Korb

An diesem Prinzip ist – vereinfacht ausgedrückt – die moderne Portfolio-Theorie nach Harry Markowitz ausgerichtet. Der US-amerikanische Ökonom entwickelte seine „Portfolio Selection Theory“ in den 50er Jahren und erhielt dafür sogar einen Nobelpreis. Worum geht’s dabei und was haben Sie davon?

Bulb in hand

Balance führt zur Risikominierung

Markowitz verfolgte mit seiner Arbeit das Ziel, den Nutzen von einer breit gestreuten Vermögensanlage messbar zu machen – das Ganze wird auch als Diversifikationseffekt bezeichnet. Wichtig war ihm dabei, dass neben den Ertragsaussichten einer Investition auch die damit verbundenen Risiken bei der Portfolio-Zusammensetzung einbezogen werden.

Bei seiner Theorie ging der Ökonom davon aus, dass Anleger allgemein das Risiko scheuen. Der typische Anleger erwartet hohe Renditen, aber möchte gleichzeitig keine Risiken eingehen – ein klassischer Widerspruch auf dem Anlagemarkt.

Die Lösung besteht laut Markowitz darin, einerseits die Renditen zu maximieren und andererseits Risiken zu minimieren. So weit, so logisch. Die Investments müssen also ausbalanciert werden, damit für den Anleger eine optimale Anlagestrategie ermittelt werden kann. Die Diversifikation hilft dabei, einen Teil der Risiken unter bestimmten Bedingungen zu eliminieren, ohne dass bei der Rendite Verluste entstehen. Schlaue Leute haben berechnet, dass die Reduzierung des Risikos um etwa 1/4 bis 1/3 gelingen kann.

Risiko bedeutet in diesem Zusammenhang übrigens den Umfang der Renditeschwankungen um den Erwartungswert. Je unsicherer also die Chancen auf den erwarteten Gewinn sind, desto höher das Risiko. Gerne wird im Börsenjargon den Begriff „Volatilität“ dafür verwendet.

Die Überlegenheit des effizienten Portfolios

Damit risikoscheue Anleger, die natürlich dennoch ausreichend Rendite erzielen wollen, das passende Investment für sich finden, werden zwei Werte hergenommen: der Erwartungswert der Rendite und die entsprechende Volatilität. Diese werden in ein Koordinatensystem eingetragen und es ergeben sich „Punktewolken“, Effizienzkurven und Scheitelpunkte.

Daraus können sogenannte effiziente Portfolios abgelesen werden. Diese haben die höchste Performance-Erwartung bei einem „annehmbaren“ Risiko. Oder anders ausgedrückt: Ein Portfolio ist dann als effizient zu bezeichnen, wenn es von keinem anderen Portfolio übertroffen wird in Bezug auf Renditeerwartung und gleichzeitig geringstem Risiko. Oder umgekehrt: Wenn es bei gleichem Risiko eine höhere Renditeerwartung aufweist.

Markowitz hat mit seiner Theorie bewiesen, dass diversifizierte Portfolios mit einer breiten Streuung der Geldanlagen jeder Einzelinvestition überlegen sind.

Was bedeutet das für Sie? Ganz einfach: Wenn Sie ein vorsichtiger – oder eben risikoscheuer – Geldanleger sind, sollten Sie Ihr „effizientes Portfolio“ finden.

Um das mal am Beispiel aus einem anderen Bereich zu zeigen: Wenn Sie mehrere Hotels besitzen, sollten diese in einer größtmöglichen räumlichen Entfernung voneinander liegen, um das Risiko zu minimieren. Gibt’s mal einen verregneten Sommer in Italien, können Sie Ihr Geld sicherlich wieder mit hervorragendem Winterwetter in den österreichischen Bergen hereinholen.

Zurück zu den Investments: Zur Ermittlung Ihres optimalen Portfolios müssen Sie Ihre Renditeerwartungen genauso kennen wie das Risiko, das Sie bereit sind einzugehen.

Natürlich hängt dies auch vom Sinn und Zweck der Geldanlage und von Ihren finanziellen Mitteln ab.

Wichtig dabei ist, dass Sie tatsächlich das rein mathematische Ergebnis als Entscheidungsvorlage nutzen. Wenn Sie dagegen, wie viele Anleger, Aktien des Heimatlandes bevorzugen, sich übermäßig in einer bestimmten Anlagenklasse engagieren und insgesamt verstärkt Ihre persönlichen Neigungen ins Spiel bringen, besteht die Gefahr eines suboptimalen Portfolios.

Mathematik statt Vorlieben

Vielmehr geht es um bestimmte Werte, die ermittelt und eingehalten werden müssen – vor allem der Korrelationseffizient ist hier zu nennen. Dieser zeigt an, in welchem Maße die Wertpapierrenditen miteinander zusammenhängen. Der Wert liegt zwischen -1 und 1, wobei Null bedeutet, dass keine Korrelation vorliegt. Eine positive Korrelation zeigt an, dass eine parallele Kursbewegung vorliegt – es gibt also hier keine Risikominimierung.

Der negative Wert zeigt eine gegenläufige Bewegung an: Fällt eine Aktie, steigt im Gegenzug eine andere. Je näher die errechnete Korrelation also bei -1 liegt, desto besser eignen sich die entsprechenden Wertpapiere zur Reduzierung des Risikos.

Gleichzeitig sollten Sie aber auch bedenken, dass eine Risikominimierung Ihre Gewinnchancen teilweise enorm verringert. Liegt der Korrelationswert bei -1, haben Sie zwar kaum noch ein Risiko, doch gleichzeitig heben sich die Gewinne gegenseitig fast auf.

Es macht also Sinn, so viele Anlageklassen wie möglich miteinander zu kombinieren, die im Bereich zwischen 0 und -1 miteinander korrelieren. Bedenken Sie dabei bitte auch: Wenn Sie höhere Renditen wünschen, müssen Sie auch größere Risiken eingehen. Ihre Ziel-Rendite entscheidet deshalb über das Risiko, das Sie eingehen möchten oder andersherum Ihre Bereitschaft zum Risiko entscheidet über die Renditeerwartungen.

Zwar kann Ihnen niemand das 100 %ig optimale Portfolio nennen. Dennoch ist für meine Begriffe die Variante des Diversifizierens wesentlich sinnvoller als das Errechnen irgendwelcher Wahrscheinlichkeiten von Maximalrenditen einzelner Geldanlagen.

Wer behauptet, hier sichere Prognosen stellen zu können, ist in meinen Augen unseriös.

Ich setze auf die „passive“ Lösung – immer mit dem Ziel vor Augen, so viel Geld wie möglich zu gewinnen und so wenig Verlust wie nur möglich dabei zu machen.

Wichtig

 Fazit:
Also, wie Markowitz so schön sagt: Legen Sie besser nicht alle Eier in einen Korb. Sollte ein Henkel abreißen und die Eier zu Bruch gehen, haben Sie immer noch genug andere, um sich ein leckeres Omelett zuzubereiten. Oder anders ausgedrückt: Wenn Sie Ihre Geldanlagen intelligent streuen und Ihr persönliches „effizientes Portfolio“ anlegen, minimieren Sie das Risiko von Verlusten auf ein für Sie „verdauliches“ Maß.

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