Schlimmer geht’s immer: Negativzinsen für Bundesanleihen

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Nun gibt’s für viele Sparer schon kaum noch Zinsen auf Sparbuch & Co., da macht eine neue Horrormeldung die Runde:

Die Umlaufrendite ist in den negativen Bereich gerutscht. Das läuft letztlich darauf hinaus, dass Sie als Privatanleger eine Gebühr dafür zahlen müssen, wenn Sie Bundesanleihen kaufen wollen.

#65302998 | @bluedesign – Fotolia.com

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Renditen lösen sich in Luft auf

Was ist das überhaupt, die Umlaufrendite? Sie wird jeden Werktag von der Deutschen Bundebank bekanntgegeben und ist quasi das Maß für die Durchschnittsrendite aller börsennotierten Bundeswertpapiere. Dazu gehören u.a. Obligationen, Anleihen und Schatzanweisungen. Errechnet wird die Umlaufrendite aus den Renditen der Bundespapiere mit einer Laufzeit von 3 bis 30 Jahren. In ihre Berechnung fließen sowohl die Rendite als auch die rechnerischen Kursverluste mit ein.

Dieses wichtige Finanzbarometer ging nun im Juni dieses Jahres erstmalig in der Geschichte der Bundesrepublik in den Minusbereich – auf minus 0,02 %.

Dort wird dieser Index wohl noch eine ganze Weile ausharren müssen. Verfolgt man dessen Entwicklung, geht es eher immer weiter runter und war zwischenzeitlich schon kurz vor den 0,30 % – bitte beachten Sie dabei die Verschiebung der Nullen. Waren anfangs noch die beliebten 10-jährigen Bundesanleihen in vermeintlicher Sicherheit, sind auch diese mittlerweile in den Negativbereich abgerutscht.

Während ich diesen Beitrag schreibe, liegt der Kurs bei – 0,0180 %. Lediglich Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren befinden sich noch im Plus – wenn auch bei momentan mickrigen 0,5200 %. Der Absturz ist meines Erachtens auch hier vorprogrammiert.

Bevor wir klären, was das für Sie als Sparer bedeutet, noch kurz eine Erläuterung zu den Bundesanleihen. Dabei handelt es sich um von der BRD in Umlauf gebrachte (emittierte) Schuldverschreibungen, die an der Börse gehandelt werden. Bundesanleihen sind eine Möglichkeit für den Bund, seinen Haushalt zu finanzieren. In Europa gelten deutsche Staatsanleihen als besonders sicher.

Jeder kann eine Bundesanleihe erwerben und leiht auf diese Weise dem Staat Geld. Diese Investitionen sind vor allem bei konservativeren Anlegern beliebt, weil Wertverluste ausgeschlossen sind und deren Inhaber vor einem Verlustrisiko geschützt sind.

Doch was nützt das, wenn die Gewinne sich in Luft auflösen? Noch im Jahr 2011 lag die Umlaufrendite von Anleihen und Obligationen bei über 3 %. Das heißt, auch die Verzinsung, die Anleger erwarten konnten, befand sich in diesem Bereich.

Locker vom Hocker: Die lasche Geldpolitik der Notenbanken

Für den Staat ist diese Entwicklung einfach nur großartig! Denn durch den negativen Zinskurs verdient der Bund umso mehr, je mehr er sich Geld leiht. Man könnte es auch anders ausdrücken: Der Staat muss bei Schuldenaufnahme keine Zinsen mehr zahlen, sondern das müssen seine Gläubiger tun – also die Inhaber der Bundesanleihen – also Sie, wenn Sie Pech haben.

Zwar würde manchem Politiker sicherlich mehr Lockerheit stehen. Doch in Sachen Geldpolitik ist dies fehl am Platze. So haben die weltweit lockere Finanzpolitik, aber auch das schlechte Vorbild aus den USA sowie die Brexit-Geschehnisse zu diesen Entwicklungen geführt.

Können Sie sich vorstellen, Geld zu verdienen, während Sie Schulden machen?

Das klingt alles andere als glaubwürdig – doch für den Staat ist dies zur Realität geworden. Die großen Notenbanken haben es mit ihrer lockeren, um nicht zu sagen nachlässigen Geldpolitik möglich gemacht: Überall auf der Welt ist der Leitzins im Keller und zieht natürlich auch die Renditen mit in die Tiefe.

Weltweit blickte man deshalb auf die Fed, denn die US-Notenbank wird als mächtigster Währungshüter auf dem Globus betrachtet. Man erhoffte sich positive Zeichen aus dieser Richtung, die auch kurz aufblitzten, als der Zins erstmalig seit langem im Dezember leicht angehoben wurde. Prompt spekulierten alle auf weitere Zinsanhebungen – doch Pustekuchen. Die schwache US-Wirtschaft machte allen einen Strich durch die Rechnung. Hinzu kam noch der Austritt Großbritanniens aus der EU, der für weiteren Zündstoff sorgt und die Anleger nervös macht. Sie bevorzugen vermehrt die vermeintlich sicheren Staatspapiere, was die deutschen Renditen zusätzlich nach unten drückt.

Auch anderswo auf der Welt sieht es nicht besser aus. So sanken australische Staatsanleihen mit 2,148 % auf ihren niedrigsten Kurs aller Zeiten. In der Schweiz ist eine ebenfalls beängstigende Entwicklung zu beobachten: Die Schweizerische Nationalbank hat einen kurzfristigen Leitzins von MINUS 0,75 % ausgerufen.

Lassen Sie sich nicht enteignen!

Weltpolitische Entwicklung hin oder her: Sie sind am Ende der Gelackmeierte. Momentan sieht es sogar so aus, dass Sie als Anleger im Prinzip eine Gebühr dafür hinlegen müssen, dass Sie der BRD Geld in die Hände geben. Denn im Verhältnis zum Tilgungsbetrag sind derartige Papiere so teuer, dass dieses Ergebnis unterm Strich herauskommt.

Wollen Sie das wirklich freiwillig tun? Schließlich geht es um Ihr Erspartes und um die finanzielle Absicherung im Alter. Doch der Negativzins macht Ihnen dabei einen dicken Strich durch die Rechnung. Während der Schuldner namens „Staat“ sich fleißig weiter billig Geld leihen, wollen Sie ja keine Schulden machen, sondern Ihr Geld sparen und Gewinn daraus ziehen. Doch wie soll das gehen bei so niedrigen Zinsen, dass es wirklich schon lächerlich ist, das Ganze noch als Rendite zu bezeichnen.

Im Übrigen geht es auch bei den Tagesgeldzinsen immer weiter bergab, auch wenn es keinen direkten Zusammenhang zur Umlaufrendite gibt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass der momentane Durchschnittszins von rund 0,35 % nicht das niedrigste Zinsniveau ist, von dem Anleger ausgehen müssen. Alles in allem gehen den deutschen Sparern durch die „billige Geldpolitik“ massig Zinsen von unglaublichen 200 Milliarden Euro flöten.

Zahlreiche Kritiker sprechen bereits von einer Enteignung der Sparer. Es zeigt sich ja auch immer deutlicher, dass institutionelle Anleger wie beispielsweise Versicherungen große Probleme haben, die vor Jahrzehnten versprochenen Zinsen heute noch zu erwirtschaften.

Eine Zinsanhebung ist nicht in Sichtweite. Die EZB wird jedenfalls nicht entsprechend handeln, sondern verkündet, dass die Zinsen auf aktuellen „Niveau“ bleiben werden, wenn nicht sogar noch mehr sinken. Das heißt, es könnte durchaus zu noch mehr geldpolitischen Lockerungen kommen. Und was des einen Freud, ist des anderen Leid: Den deutschen Staat dürfte es freuen, der deutsche Sparer dagegen guckt weiterhin in die Röhre – zumindest, wenn er weiterhin auf konservative Anlagen setzt.

Denn neben dem Bund gibt es noch einen Gewinner: den DAX. Aktien sind es, die in meinen Augen nahezu konkurrenzlos sind, wenn es um nennbare Renditen geht. Denn was nützt Ihnen die vermeintliche Sicherheit der Staatsanleihen, wenn Sie dabei keinerlei Gewinn erzielen? Zudem gibt es beispielsweise durch die ETF’s viele Möglichkeiten, risikoarm an der Börse zu investieren.

Wichtig

Ich kann Ihnen deshalb nur dringend raten, sich von einem unabhängigen Honorarberater Unterstützung zu holen und Ihre Finanzen genau zu analysieren:

Was von Ihren Geldanlagen bringt Ihnen echte Rendite, was sollten Sie besser abstoßen?

Welche Investitionen nützen Ihnen im Hinblick auf Ihre Altersvorsorge und abgesicherte Finanzen in jeder Lebensphase?

Schließlich wollen Sie nicht mit nichts oder nur sehr wenig dasitzen, denn Sie haben sich ein angenehmes Leben mit entsprechendem Wohlstand und Sicherheit bis ins hohe Alter verdient.