Redakteur
Die Stiftung Warentest hat deutsche Banken getestet
-mit einem für mich nicht überraschendem Ergebnis:
Nur 3 der 23 gecheckten Geldinstitute haben ihre Kunden „gut“ beraten.
Fünf bekamen ein „Ausreichend“ und zwei sogar ein „Mangelhaft“, der Rest wurde als ein „befriedigend“ eingeschätzt.
Warum mich das o.g. Ergebnis nicht überrascht hat? Es geht immer darum, welche Hand das Brot hält, das den Finanzberater füttert. Im Fall von Banken und Sparkassen sind es hohe Provisionen, die winken, wenn die Produkte der entsprechenden Häuser an den Kunden verscherbelt werden. Anders als bei unabhängigen Honorarberatern, die ausschließ lich ihrem Kunden gegenüber zu Loyalität verpflichtet sind, müssen Bankberater in erster Linie ihrem Arbeitgeber gegenüber loyal sein. Der Kunde kommt dann frühestens an dritter Stelle, denn vorher geht es dem durchschnittlichen Berater noch darum, Kollegen auszustechen, in höheren Etagen positiv aufzufallen, den eigenen Job zu sichern und natürlich, möglichst viel Provision abzugreifen.
Entsprechend katastrophal fiel dann auch das Ergebnis der Finanztestuntersuchung aus. Dabei wurde von Juni bis September 2015 die Qualität der Anlageberatung in insgesamt 160 Beratungsgesprächen überprüft. Diese wurden durchgeführt in fünf deutschlandweit vertretenen Privatbanken sowie jeweils neun Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Die Tester waren geschulte Laien und gingen zu den Geldinstituten mit der Maß gabe, 45.000 Euro in zehn Jahren zu investieren und der Bereitschaft, einen Teil der Investitionen mit etwas Risiko anzulegen. Gleichzeitig sollte das Kapital bei Bedarf schnell zur Verfügung stehen. Die Tester gaben im Gespräch an, dass sie mit Aktien keine Erfahrung haben, ihre finanzielle Situation gut und schuldenfrei ist und dass sie zur Miete wohnen.
Grundsätzlich wurde der Kundenstatus durch die Bankberater gut bis sehr gut ermittelt: Sowohl nach Ziel der Geldanlage, als auch nach der gewünschten Laufzeit sowie der Risikobereitschaft wurde in den allermeisten Fällen gefragt. Stark gehapert hat’s dann aber im entscheidenden Moment: Die angebotenen Geldanlagen passten in den allermeisten Fällen nicht zum Anleger. Insgesamt erhält der Kunde nur bei 3 von 23 Banken eine gute Beratung.
Um einen Kunden mit o.g. Status und Anlagewünschen richtig zu beraten, muss eine gute Mischung aus Renditemöglichkeiten und Sicherheit gewährleistet sein. Es ist wichtig, dass sich die sicheren Geldanlagen mit den riskanteren Aktieninvestitionen die Waage halten bzw. deren Verteilung an die Kundenwünsche angepasst wird. Wichtig beim Test war die Kategorie „Lösung des Anlageproblems“ und ging mit 65 % in die Gesamtwertung ein. Hier erhielten 6 der überprüften Geldinstitute ein „Gut“. Drei davon schafften diese Bewertung auch in den Kategorien „Gesprächsablauf“, „Ermitteln des Kundenstatus“ sowie „Produkt- und Kosteninformation“. Diese Banken wurden dann auch mit einem guten Qualitätsurteil zu den Testsiegern erklärt:
Wie eingangs bereits erwähnt, erhielt die Mehrzahl der getesteten Institute die Bewertung „befriedigend“ – darunter auch einige Groß banken. Mal ehrlich: Es geht um Ihr Geld! Das ist wichtig für so vieles: für Ihre Sicherheit, Ihre Familie, Ihren Lebensstandard, Ihre Versorgung im Alter. Und da wollen Sie sich mit einer „befriedigenden“ Beratung zufriedengeben. Oder noch schlimmer?
Denn nur „ausreichend“ war die Beratung in fünf Banken, zu der auch die Postbank gehörte. Deren Produktvorschläge waren in drei Beratungsgesprächen viel zur riskant. Das Schlusslicht bilden aber die Hannoversche Volksbank und die Hypovereinsbank mit der Beurteilung „mangelhaft“. Besonders in Sachen „Lösen des Anlageproblems“ versagten deren Berater vollständig. Meist waren die Investitionsvorschläge viel zu risikobehaftet und in mehreren Fällen wurde zudem nicht das Kriterium der schnellen Verfügbarkeit erfüllt – 10 Jahre hätten die Kunden dann auf ihr Geld warten müssen.
Abzüge gab es auch, wenn die Geldinstitute kein Beratungsprotokoll an die Kunden weitergaben. Denn dies ist seit einigen Jahren gesetzliche Vorschrift – den Banken aber häufig zu lästig. In dem Protokoll müssen verschiedene Daten erfasst werden, wie Zweck, Ziel und Dauer der Investitionen und die Risikobereitschaft des Kunden. 15-Mal verstieß en die Banken gegen die Protokollpflicht. Ganz weit vorne im negativen Sinnen waren hier u.a. die Sparkasse Leipzig, die Baden-Württembergische Bank und die Kreissparkasse Köln.
In der Beratung wurden dem Kunden meist Mischfonds aus Aktien und Zinspapieren empfohlen. Den Verbraucherschützern fiel dabei auf, dass meist die falschen Fonds durch die Berater ausgewählt wurden. „Die empfohlenen Fonds waren oft zu teuer und für Anleger nur zweite Wahl“, heiß t es von Seiten der Finanztester. Das finde ich schon bemerkenswert: Nicht nur, dass die Berater üblicherweise nur Produkte aus dem eigenen Haus empfehlen. Nein – sie wählen auch noch nicht einmal die besten Fonds aus und greifen lieber auf Mangelware zurück. Finanztest hat das festgehalten und entsprechend bessere Anlagevorschläge gemacht als die Bank„Experten“. Hier mal drei Beispiele:
Nun könnten Sie in eine der o.g. drei Städte umziehen, wo einer der Testsieger seinen Sitz hat.
Falls Ihnen das zu aufwändig ist, habe ich noch einige Tipps für Sie:
1. Bereiten Sie sich gut auf ein Beratungsgespräch vor.
Am besten ist es, Sie schreiben sich alles auf, was Ihnen wichtig ist: Höhe des Anlagekapitals, Zeitraum der Geldanlage, persönliches Sicherheitsbedürfnis bzw. Risikobereitschaft, angestrebte Ziele etc.
2. Werden Sie misstrauisch, wenn der Berater Ihnen bereits bei der Terminvereinbarung ein Anlageprodukt unterjubeln will.
Das ist weder seriös noch hat das etwas mit unabhängiger und individueller Beratung zu tun. Am besten, Sie lassen den Termin gleich wieder sausen.
3. Auch während des Gesprächs sollte es erst einmal um Ihre finanzielle Situation, Ihre Bedürfnisse und Vorstellungen gehen, bevor irgendetwas verkauft wird.
Zudem müssen Sie die Möglichkeiten haben, Rückfragen zu stellen und alternative Investitionsmöglichkeiten zu wählen.
4. Nutzen Sie unbedingt eine gewisse Bedenkzeit.
Wenn Sie der Berater sofort zum Kauf drängt, lassen Sie die Finger davon – egal, wie positiv das Gespräch auch verlaufen ist!
5. Holen Sie sich eine zweite Meinung ein.
– entweder bei einem anderen Geldinstitut oder bei einem unabhängigen Honorarberater. Vergleichen Sie die Produkte miteinander und achten Sie auch auf versteckte Kosten. Zudem haben Sie die Möglichkeit, die vorgeschlagenen Anlageprodukte bei einer Verbraucherzentrale prüfen zu lassen.
6. Beschäftigen Sie sich auch mit Indexfonds, den sogenannten ETFs.
Anders als bei aktiv gemanagten Fonds müssen Sie hier keine teuren Fondsmanager bezahlen. Deshalb werden Ihnen diese Produkte auch kaum von Bankberatern empfohlen, weil sie damit nicht genug verdienen. Fragen Sie danach oder kaufen Sie lieber gleich woanders – denn warum sollten Sie jemandem Geld in den Rachen schmeiß en, dem Sie nicht mehr vertrauen können …
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