Volksbanken: Filialsterben geht massiv weiter

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Was sich in den letzten Jahren bereits abgezeichnet hat, nimmt nun rasant an Fahrt auf: Immer mehr Bankfilialen schließen. Nach einer Schätzung droht sogar ein wahrer Kahlschlag. Gründe dafür gibt es mehrere. Und ohne Folgen für die Kunden bleibt diese Entwicklung auch nicht.

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Trotz weiterer Schrumpfungen regionale Präsenz angestrebt

Die Zeiten, in denen sich ein Geldinstitut an das nächste reihte, gehören endgültig der Vergangenheit an. So will die Deutsche Bank von ihren derzeit 700 Filialen 200 weitere schließen. Die HypoVereinsbank hat vor kurzem über 40 % ihrer Anlaufstellen dicht gemacht – von 580 ist die Zahl auf 240 geschrumpft. Bei den Sparkassen gab es in den Jahren 2010 bis 2013 Schließungen von rund 700 Zweigstellen – weitere werden höchstwahrscheinlich folgen.

In diese Entwicklung reihen sich nun auch die Genossenschaftsbanken ein. Auf bis zu 2500 Filialen müssen die Kunden künftig verzichten. Bis Ende 2014 gehörten noch 12.770 Filialen zum Bankenverbund. Das wird sich bald ändern: „In den nächsten drei Jahren werden zehn bis zwanzig Prozent aller Bankstellen wegfallen“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich, der welt-online.

Gleichzeitig betonte er, dass es weiterhin ausreichend leistungsfähige Vertriebsstellen geben werde und vorrangig Klein- und Kleinstfilialen geschlossen würden. „Unsere Präsenz in der Region bleibt für uns – anders als für manchen Wettbewerber – von großer Bedeutung“, versicherte Fröhlich.

Bisher hatten sich die Volks- und Raiffeisenbanken mit den Schließungen eher zurückgehalten. Die Zahl ihrer Bankstellen verringerte sich zwischen Ende 2004 und 2014 gerade einmal um knapp 2000. Nun geht es plötzlich wesentlich fixer und in nur drei Jahren werden bis zu 2500 Filialen von der Bildfläche verschwinden.

Niedrigzins, Konkurrenz, Modernisierung als Ursachen

Als Gründe nannte der BVR-Präsident vor allem die anhaltend niedrigen Zinsen. Zudem kämen die kostspieligen Auflagen des Gesetzgebers an die Banken hinzu. Experten sehen auch die schrumpfende Rentabilität innerhalb der gesamten Bankbranche sowie die fortdauernde Konkurrenz von Filialbanken mit den reinen Online-Instituten als Ursachen. Als weiterer Grund wird die Modernisierung der Informationstechnologie gesehen. Immer mehr Kunden gehen nicht mehr persönlich in die Bank, sondern wickeln ihre Geschäfte über digitale Kanäle ab.

Das sieht auch Fröhlich so und erklärt: „Wir arbeiten intensiv daran, unsere Vertriebskanäle weiterzuentwickeln und den optimierten stationären Vertrieb stärker mit der digitalen Welt zu verzahnen.“ So soll der Anteil von Girokonten, die bei den Volks- und Raiffeisenbanken für das Online-Banking freigeschaltet sind, „deutlich gesteigert“ werden. Dabei geht es sowohl um das Bankgeschäft zuhause am PC als auch per Smartphone.

Wirtschaftlich geht es der Gruppe der Genossenschaftsbanken, zu der neben den Volks- und Raiffeisenbanken noch weitere Geldinstitute gehören, noch sehr gut. Sie erwirtschafteten in 2014 einen Überschuss vor Steuern von 10,7 Milliarden Euro und konnten damit die Vorjahreszahlen nochmals um über 1 Milliarde überbieten.

Allerdings ist das BVR-Vorstandsmitglied Andreas Martin pessimistisch. Er äußerte gegenüber welt-online die Meinung, „dass der Jahresüberschuss 2014 in einer Größenordnung liegt, die aufgrund des regulatorischen und gesamtwirtschaftlichen Umfelds für das laufende Geschäftsjahr und in naher Zukunft kaum zu wiederholen sein wird.“ Nun gut. Ich würde trotzdem sagen, dass wir unsere Tränen mal für später aufheben.

Weiße Flecken auf der Landkarte

Für die Kunden hat diese Entwicklung natürlich ebenfalls Folgen. Für viele von ihnen wird der Weg zur nächsten Bankfiliale immer länger und persönliche Beratung vor Ort immer schwieriger werden. Das ist besonders für Senioren auf dem Land fatal. Denn vor allem ältere Menschen wickeln ihre Bankgeschäfte meist lieber am Schalter ab. Sie müssen dafür nun weitere Wege in Kauf nehmen.

Hinzu kommt, dass sich die Kunden teilweise daran gewöhnen müssen, dass ihr Kreditinstitut einen neuen Namen hat – und zwar aufgrund weiterer Zusammenführungen der regionalen Banken. „Wir werden einen beschleunigten Trend hin zu Fusionen sehen“, erklärte Uwe Fröhlich. Er begründet das u.a. damit, dass die Mitarbeiterzahl kleiner und mittelgroßer Institute kaum ausreichen würde, um z.B. die unzähligen EU-Auflagen zu bewältigen.

Im Durchschnitt gab es in den vergangenen Jahren unter den Volks- und Raiffeisenbanken 20 bis 30 Fusionen. Für 2015 erwartet Fröhlich weitere 30 bis 40 Zusammenschlüsse. Damit sinkt die Gesamtzahl der VR-Institute auf etwa 1000.

Kunden und Kleinfirmen sind die Leidtragenden

Innerhalb von 10 Jahren verringerte sich laut Deutscher Bundesbank die Zahl der Anlaufstellen um 10.000. Waren es 2004 noch rund 45.000 Filialen, gab es Ende 2014 nur noch 35.000 Anlaufstellen.

Und das massive Filialsterben geht weiter – das kündigt die DZ-Bank an. Laut einer Schätzung des Spitzeninstituts der Volks- und Raiffeisenbanken droht sogar ein regelrechter Kahlschlag. In der Studie heißt es, dass bis zum Jahr 2030 die Zahl der Filialen auf unter 20.000 zurückgehen wird. Das würde einen Rückgang um über 40 Prozent bedeuten.

Es wird angekündigt, dass „weitere Filialen in reine SB-Stellen mit Geldautomat, Auszugsdrucker und Serviceterminal umgewandelt“ werden sowie „weiße Flecken“ auf der Landkarte entstehen würden. Betroffen werden auch die Beschäftigten der Banken sein. Die DZ-Bank geht davon aus, dass die Zahl der Mitarbeiter von ca. 614.000 auf unter 500.000 sinken wird.

Von dem Filialsterben könnten auch kleine und mittlere Unternehmen negativ betroffen sein. Laut Analysen der staatlichen Förderbank KfW wird eine erhöhte „Konzentration im regionalen Bankenmarkt“ befürchtet. Dies wiederum könnte sich negativ auf die verfügbaren Kredite für kleinere Firmen auswirken.

Wichtig

Die Leidtragenden sind also mal wieder die Schwächsten im Glied: In der Gesellschaft betrifft es vor allem alte Menschen und in der Wirtschaft werden die kleinen Betriebe benachteiligt.

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