Sparkassen vom Aussterben bedroht

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Vor allem die Zinspolitik der EZB trägt zum Filialsterben in Deutschland bei. Leidtragende sind nicht nur ältere Menschen. Sicher: Viele wickeln ihre Bankgeschäfte heute online ab. Doch Geld abheben muss jeder mal – zumindest, so lange es noch Bargeld gibt. Zudem ist vor allem in kleineren Orten die Sparkasse bisher immer ein Treffpunkt gewesen. Gerade für Ältere sind die gewohnten Ansprechpartner wichtig und sie bevorzugen es, sich persönlich beraten zu lassen.

Geier + SPK + RIP

Filialen sind zu teuer

Dennoch wird immer häufiger der Punkt erreicht, an dem die Filialen nicht mehr gehalten werden können. „… die Jungen ziehen in die Stadt“, sagt Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon bei FOCUS-Online. „Die Nutzung kleiner Filialen auf dem Land geht immer mehr zurück.“

Klar ist, dass die Sparkassen sparen müssen. Zum einen haben sie harte Konkurrenz von den Direktbanken, die mit deutlich weniger Kosten auskommen. Zum anderen schaufelt die EZB mit dem momentanen Niedrigzins kräftig am Grab der Sparkassen. Denn diese sind abhängig vom sogenannten Zinsüberschuss. Bis zu 80 Prozent ihres Geschäftes verdienen sie mit Zinseinnahmen aus Krediten und eigenen Geldanlagen – mal abgesehen von den Mini-Zinsen für das Ersparte der Kunden. Klar ist, dass dieser Überschuss mehr und mehr schrumpft und sich im Zinsgeschäft kaum noch Geld verdienen lässt.

Der Unternehmensberater Rolf Beike warnt bei FOCUS-Online davor, dass diese Situation „sehr vielen Sparkassen die Luft abdrücken …“ wird. Die notwendigen Sach- und Personalkosten für die Filialen können sich die Sparkassen laut Beike „schlicht nicht mehr leisten“. Auch die Volks- und Raiffeisenbanken sind davon betroffen. Der Bankenverbund unterhält etwa 13.000 Filialen in ganz Deutschland und hat ähnliche finanzielle Probleme wie die Sparkassen.

Deutschlandweit fast 2000 Filialen geschlossen

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) gibt an, dass sich in den letzten vier Jahren die Zahl der Filialen um über 500 verringert hat. Momentan gibt es noch 15296 Zweigstellen, davon sind etwas über 17 % bereits „unbemannt“ – vermutlich mit steigender Tendenz, denn irgendwo muss ja gespart werden.

Neben den Sparkassen werden auch bei den Volks- und weiteren Banken ländliche Niederlassungen dichtgemacht. In einer Studie heißt es laut FOCUS-Online, dass „allein in den letzten zwei Jahren … eine von 20 Bankfilialen geschlossen oder in einen SB-Standort umgewandelt“ wurde. Fast 2000 Filialen sind seitdem verschwunden.

Die in der Studie befragten Banker rechnen bis zum Jahr 2020 mit 10 % weniger Filialen in Deutschland. Wie es heißt, ist das eine eher noch vorsichtige Prognose. Zudem sagen Experten, dass vom finanziellen Gesichtspunkt aus die Sparkassen und Volksbanken eigentlich noch viel mehr Filialen schließen müssten.

Geschäftsmodell wird zu Stolperfalle

Das drohende Desaster hängt wie ein Damoklesschwert über den Geldinstituten. Natürlich haben sie massig Reserven aus der Vergangenheit und können sich zudem im Notfall gegenseitig unterstützen. Um es mit dem Stuttgarter Bankenprofessor Hans-Peter Burghof zu halten: „Die kippen nicht gleich um wie die Fliegen“ – so sagte es der Experte in der FAZ. Allerdings rechnet auch er spätestens ab dem Jahr 2018 mit massiven Problemen.

Das Verrückte daran ist, dass das Geschäftsmodell der Sparkassen und Volksbanken bisher ein Erfolgsrezept war, mit dem sie sogar relativ ungeschoren durch die Finanzkrise gekommen sind. Viele Sparer haben deswegen gerade diese Geldinstitute für besonders solide und redlich gehalten.

Doch während die großen Banken mit unterschiedlichen Geschäften immer mehr Geld scheffeln, sind die Volksbanken und Sparkassen – wie schon erwähnt – sehr stark auf die Zinseinnahmen über das Einlagengeschäft angewiesen. Nun bekommen sogar die deutschen Bankenaufseher von der Bafin schon Bedenken und haben Angst vor einer Unvernunft der Geldinstitute. Die Bafin-Chefin warnt in der FAZ davor, dass die Volksbanken und Sparkassen nicht dazu verleitet werden dürfen, „auf der Suche nach neuen Ertragsquellen zu hohe Risiken einzugehen.“

Mit wehenden Fahnen in den Untergang?

So, so – da wird gleich mal vorbeugend gemahnt, während die großen Banken riskante Geldgeschäfte mit Ihrem Geld tätigen oder es in Ländern investieren, die kurz vor der Pleite stehen. Tatsächlich wäre es keine gute Idee, wenn die Sparkassen und Volksbanken das nachmachen. Momentan können sie noch von der guten Konjunktur profitieren, weil es den deutschen Firmen gut geht und diese fast alle brav ihre Kredite zurückzahlen. Mit diesem Firmenkundengeschäft kann noch einiges ausgeglichen werden. Dass dies dauerhaft so bleibt, darf angezweifelt werden.

Auch der Aktienverkauf dürfte keine wirklich neue Geldquelle für Sparkassen und Volksbanken darstellen. Denn zum einen ist momentan die Sparquote in Deutschland rückläufig. Und zum anderen setzen die meisten Aktienkäufer auf die Anlage bei günstigeren Online-Brokern. Die Zahlung von Gebühren für größere Spareinlagen werden sich vermutlich die Privatkunden nicht bieten lassen – das ist also ebenfalls keine gute Option.

Dennoch bleiben die Chefs von Sparkassen und Volksbanken optimistisch. Sie betonen, dass sie unternehmerisch mit der Herausforderung umgehen werden und immer noch stabil in den einzelnen Märkten stehen. Eine Sparkassenkrise gäbe es nicht und schließlich könne man die schlechtere Marge mit einem größeren Volumen und dem Herunterfahren der Kosten kompensieren.

Wichtig

Bleibt die Frage, ob es sich dabei um Zweckoptimismus, Verdrängung, Schönfärberei oder gar bewusste Lügen handelt.