Öko-Test Rentenversicherung: Vernichtendes Urteil

Indexpolicen - der Test

Die klassischen Rentenpolicen rechnen sich kaum noch – das haben inzwischen sowohl viele Kunden als auch die Versicherungsunternehmen selbst bemerkt.

Als neues Lockmittel haben die Versicherer deshalb neue, flexiblere Versicherungsprodukte entwickelt. Angekündigt werden wesentlich höhere Erträge als bei den bisherigen Rentenversicherungen.

Das „Öko-Test“-Magazin hat die neuen Produkte analysiert und kommt zu dermaßen negativen Ergebnissen, dass mir die Versicherungen fast schon wieder leidtun – aber wirklich nur FAST …

 

Denn mein Mitleid hält sich arg in Grenzen mit Versicherungskonzernen, die falsche Erwartungen bei ihren Kunden wecken und Hoffnungen auf mehr Rendite schüren, die am Ende nur enttäuscht werden können.

Fazit von Öko-Test:

Ein extrem schlechtes Geschäft für die Kunden. Ein gutes Geschäft für die Versicherer. Spätestens jetzt schlägt mein Fast-Mitgefühl in Wut um. Und es wird nicht besser, wenn wir tiefer in die Analyse einsteigen.

 

Um das Magazin zu zitieren, handelt es sich bei den neuen Produkten „um übelste Verbrauchertäuschung“, bei dem „nur Verluste“ sicher sind und es „bis zu acht Prozent weniger Garantieleistung“ gibt.

Beim Test wurden 21 Tarife von Indexpolicen unter die Lupe genommen und anhand von Modellfällen analysiert. Auch 20 neue Klassiktarife wurden getestet, die dadurch gekennzeichnet sind, dass die Garantieleistungen innerhalb der Laufzeit geändert werden können. Insgesamt werden magere 4 Tarife als „befriedigend“ eingeschätzt. Schauen wir uns einmal einiges davon näher an.

Risikolose Börsenchancen? Von wegen!

Wenn Sie so einen Vertrag vorgelegt bekommen und Sie zur Unterschrift überredet … pardon überzeugt werden sollen, werden Ihnen großmundig Börsenchancen ohne Risiko versprochen. Doch leider ist das schlicht falsch. Denn Ihr Geld wird bei den Klassiktarifen konventionell investiert, beispielsweise in Bundesanleihen. Lediglich bei erwirtschafteten Überschüssen kann der Versicherer Ihnen diese gutschreiben.

 

Doch freuen Sie sich nicht zu früh. Denn diese Überschüsse werden nicht etwa in DAX & Co. investiert, sondern in Optionsgeschäfte. Diese sind für den Kunden völlig undurchsichtig und noch dazu so konstruiert, dass sie am Ende als wertlos verfallen können. Allein die Auf- und Abwärtsbewegungen an der Börse, die bekanntlich gang und gäbe sind, können letztlich dazu führen, dass Ihnen als Kunde alle Überschusserträge verloren gehen.

 

Die Ertragschancen der Indexpolicen hängen in erster Linie von den erwirtschafteten Überschüssen und nicht etwa von der Börsenentwicklung ab.

 

Nur leider sinken die Überschusserträge sämtlicher Versicherer von Jahr zu Jahr weiter in den Keller. Die logische Folge für die Versicherungskunden: Wenn die Versicherungsbranche nur armselige Überschüsse erzielt, fehlt ihr schlicht das Kapital, um den Kunden die versprochenen opulenten Erträge zu zahlen.

 

Hinzu kommt, dass der Kunde dabei sämtliche Risiken trägt – und zwar ohne zu wissen, dass es sich bei den Indexpolicen häufig um hochriskante Zockergeschäfte handelt.

 

Ein weiteres Risiko kommt auf die Kunden in Form der Investmentbanken zu, die sich die Versicherer für die Optionsgeschäfte als Partner ausgewählt haben. Müssen die Banken Konkurs anmelden, was es ja bekanntlich alles schon gegeben hat, verfallen die Optionen und Ihr möglicherweise erzielter Gewinn ist futsch. Nicht zuletzt steht im Kleingedruckten, dass die Überschüsse dazu genutzt werden können, mögliche Lücken bei den garantierten Leistungen aufzufüllen – auch dann gucken Sie also in die Röhre.

 

Fassen wir nochmals zusammen:

Anders als in der Werbung angepriesen, wird kein einziger Cent wirklich an der Börse investiert. Vielmehr handelt es sich um riskante und undurchsichtige Optionsgeschäfte, bei dem Sie als Kunde alleine alle Risiken tragen.

 

Wie der Kunde ausgenommen wird
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Geringe Garantieleistungen und mickrige Renten

Vielleicht sagen Sie ja jetzt: „Ist mir egal, wie das Geld investiert wird und ob ich mögliche Risiken trage. Hauptsache ist doch, dass ich damit meine Altersvorsorge aufstocke.“

 

Allerdings muss ich Sie hier leider wieder enttäuschen – denn laut Öko-Test sind, wie eingangs schon erwähnt, nur die Verluste sicher.

Angeblich garantierte Leistungen gibt’s in den meisten Fällen nur auf die Bruttobeiträge. Oder anders ausgedrückt: Garantiert ist nur die Auszahlung der von Ihnen eingezahlten Beträge – selbstverständlich unverzinst. Was Ihnen ansonsten zu Rentenbeginn zur Verfügung steht, ist alles andere als sicher.

 

In der Musterberechnung eines 30-Jährigen Sparers mit einem Monatsbeitrag von 100 Euro erleidet dieser einen Kaufkraftverlust von über 10 %. Hier wird von der aktuell angeblich so niedrigen Inflationsrate von 0,3 % ausgegangen. Klettert diese wieder höher, bleibt vom „Garantiekapital“ am Ende nur die Hälfte. Rühmliche Ausnahme ist laut Öko-Test die LV 1871, die ihren Kunden immerhin eine Mindestverzinsung von 1,25 % bis zu 1,50 % zusichert.

 

Bei Indexpolicen sieht die Sache noch miserabler aus als bei den herkömmlichen Klassiktarifen.

Der Musterversicherer von oben erhält beispielsweise bei der Allianz und ihrer PrivatRente Index Select eine Mindestrente von 130 Euro im Monat. Das sind unterm Strich übers Jahr gesehen 312 Euro weniger Garantierente als beim Klassiktarif der Versicherung. Dort bekäme der heute 30-Jährige 26,- Euro mehr Rente im Monat – insgesamt also 156 Euro, was immer noch eine lächerlich niedrige Summe ist.

 

Auf dieser Basis sieht es schlecht aus für Ihre Altersvorsorge.

Laut Öko-Test bekommen Sie nicht einmal Ihr Geld zurück, wenn Sie 90 Jahre alt werden. Die Rendite befindet sich dann im Durchschnitt immer noch jährlich mit 0,46 % im Minus. Der Musterfall eines 55-Jährigen brachte noch schlimmere Zahlen zutage: Wenn dieser 175 Euro monatlich einzahlt und nur 80 Jahre alt wird, „erzielt“ er einen Verlust von minus 4,8 % im Jahr.

 

Dennoch verkaufen sich die Indexpolicen scheinbar wie warme Semmeln. Die Kunden glauben der Werbung, die hohe Indexrenditen verspricht. So wirbt die Allianz beispielsweise mit im Durchschnitt bis zu 6,45 % Rendite jährlich.

In Wahrheiten laufen Sie bei Abschluss einer Indexversicherung Gefahr, dass Sie am Ende nur die garantierten Mindestleistungen erhalten, welche im Durchschnitt auch noch bis zu 25 % unter den herkömmlichen Policen liegen. Die groß angekündigten Börsenchancen sind ein Märchen und Sie als Kunde werden mit all den Versprechungen aufs Übelste hinters Licht geführt.

 

Fazit:

In Sachen Garantierente schneiden die neuen Rentenversicherungs-Produkte ebenfalls miserabel ab. Sogenannte Garantien beziehen sich im Höchstfall auf die eingezahlten Beträge und die ausgezahlten Renten fallen überaus mickrig aus.

 

Geben Sie sich nicht mit „befriedigend“ zufrieden

Keinesfalls gut, aber ein wenig besser schneiden laut Öko-Test die neuen Klassiktarife ab. Hier gibt es keinen einheitlichen Garantiezins mehr, der über die gesamte Laufzeit gilt. So kann die Garantie sogar noch bei Rentenbeginn neu berechnet werden. Höhere Ertragschancen sollen das gestiegene Risiko ausgleichen.

 

Angelegt wird das Geld in börsennotierte Fonds. Zwar sind auch hier die Renditechancen nur schwer einzuschätzen, aber wenigstens besser zu durchschauen als bei den Indexpolicen, so Öko-Test.

Der schon mehrfach erwähnte Musterkunde von 30 Jahren erreichte bei der errechneten, möglichen Rente durchschnittlich nur lächerliche zwei Euro mehr im Monat als bei den herkömmlichen Klassiktarifen. Dagegen lag die garantierte Rente sogar 10 Euro niedriger. Insgesamt ergibt sich ein mehr als bescheidenes Plus von höchstens 1,4 %.

 

Bei den geprüften Tarifen überzeugt kein einziger. Der „Perspektive“ von der Allianz schaffte lediglich ein „befriedigend“. Und die Signal Iduna erreichte mit ihrem „SI Flexible Rente“ ein „ausreichend“.

 

Wenn schon Sie als Kunde nichts von den neuen Klassiktarifen haben, so profitieren doch immerhin die Versicherungen davon. Sie werden nämlich dadurch entlastet, dass die abgesenkten Garantien auch den Eigenmittelbedarf der Konzerne für solche Tarife verringern. Na was’n Glück!

 

Warum sollten Sie so einen Vertrag unterschreiben, von dem Sie überhaupt nichts haben?

Warum sollten Sie sich mit „befriedigend“ zufrieden geben? Mir fällt darauf beim besten Willen keine Antwort ein. Wenn Sie mich fragen: Als unabhängiger Honorarberater würde ich keinem meiner Kunden ein solches Produkt empfehlen.

Im Gegenteil rate ich dringend davon ab.

Wenn Sie von den Renditemöglichkeiten an der Börse profitieren wollen, setzen Sie lieber auf ETF’s – denn die arbeiten wirklich mit dem DAX und bilden die Marktentwicklungen 1 : 1 ab.

 

Quellen:

https://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=107471&bernr=21

https://www.n-tv.de/ratgeber/Finger-weg-von-diesen-Policen-article17108871.html

https://www.finanzen.de/news/17079/rentenversicherung-test-2016-vernichtendes-urteil-fuer-neue-produkte

https://www.versicherungsbote.de/id/4838191/Oeko-Test-Rentenversicherung-Indexpolice/

 

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