Betriebsrente: Sinnvoll oder nicht?

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Die betriebliche Altersvorsorge (BAV) wird gerne angepriesen, wenn es um die finanzielle Absicherung nach dem Arbeitsleben geht. Eines ist klar: Sie müssen selbst dafür sorgen, dass Sie auch in der Rente noch den gewohnten Lebensstandard haben. Doch hilft Ihnen die Betriebsrente wirklich dabei? Und wenn ja – unter welchen Voraussetzungen?

So funktioniert die Betriebsrente

Die gesetzliche Rente ist ein Witz – aber ein sehr schlechter. Das Bundesarbeitsministerium prognostiziert diesbezüglich erschreckende Zahlen: Wenn Sie beispielsweise 35 Jahre lang arbeiten und im Monat 2.500 Euro Bruttoverdienst bekommen, liegt Ihre Rente im Alter gerade mal bei mickrigen 700 Euro! Es wurde berechnet, dass bereits im Jahr 2030 das Rentenniveau von heute 51 % auf 43 % gesunken sein wird. In nicht mal 15 Jahren also ist das geschilderte Szenario bereits Realität – und es kann auch Sie erwischen.

Spätestens jetzt wird deutlich, dass Sie keinesfalls auf die gesetzliche Rente vertrauen sollten, wenn Sie nicht in die Altersarmut rutschen wollen. Nun heißt es, dass die Betriebsrente eine wichtige Rolle bei der Altersvorsorge spielen würde. Schauen wir uns zuerst mal an, wie das Ganze funktioniert:

In den meisten Fällen wird ein Teil des Gehaltes umgewandelt in die betriebliche Altersversorgung – der Fachausdruck dafür lautet Entgeltumwandlung. Dafür werden sowohl der Monatsverdienst als auch Weihnachts- oder Urlaubsgeld sowie Sonderzahlungen verwendet. In der Regel entnimmt der Arbeitgeber das Geld aus dem Bruttogehalt und steuert im besten Falle dazu noch einen Zuschuss bei.

Mal ein rechnerisches Beispiel: Wenn ein Arbeitnehmer von 40 Jahren im Jahr 1.500 Euro von seinem Bruttogehalt in die Rentenkasse einzahlt, erhält er mit 65 Jahren garantiert 51.000 Euro. Da das Geld angelegt wird in Zinspapieren und teilweise auch in Aktien, ergibt sich eine Zusatzrendite. Beginnt die Rente, kann der Pensionär wählen, ob er sich die Summe im Ganzen oder in Teilen auszahlen lässt oder er eine monatliche Rente bekommt.

Von der betrieblichen Altersvorsorge sollen im besten Falle Arbeitnehmer und Unternehmen gleichermaßen profitieren. Bei den Angestellten geht es hauptsächlich um Steuervorteile, während sich die Firmen als attraktiv und arbeitnehmerfreundlich präsentieren und bei den Lohnnebenkosten sparen können. Trotz dieser angeblichen Win-Win-Situation haben nur etwa 60 Prozent der Arbeitnehmer einen solchen Vertrag. Und das hat seinen guten Grund, denn das Ganze kommt mit einigen Mängeln daher.

Steuervorteil ja – aber nicht für alle!

Als einen der größten Vorteile der Betriebsrente gilt der Steuervorteil, der daraus entsteht, dass das Geld direkt aus dem Bruttogehalt in die Rentenkasse wandert. Dadurch verringert sich das Nettoeinkommen nur etwa um die Hälfte der geleisteten Zahlung. Wurde der Vertrag bis Ende 2004 abtgeschlossen, sind bis zu 2.856 Euro jährlich frei von Steuern und Sozialabgaben. Bei Verträgen ab 2005 unterliegen zur Zeit etwas über 4.650 Euro einer steuerlichen Förderung, gleichzeitig fallen teilweise Sozialabgaben an. Mal wieder ist die neuere Regelung komplizierter und schwerer zu durchschauen.

Doch das ist nicht das wirkliche Problem. Denn so, wie die Betriebsrente momentan geregelt ist, lohnt sie sich bei weitem nicht für alle. Geringverdiener beispielsweise sind mit der Riester-Rente besser dran – und das will schon was heißen bei all deren Nachteilen. Doch immerhin müssen Sie bei dieser privaten Altersvorsorge keine Krankenversicherungsbeiträge zahlen. Bei der Betriebsrente dagegen blechen Sie sowohl den Anteil für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber. Die Grenze, wann diese Beträge zu zahlen sind, lag 2015 bei 141,75 Euro. Auch Steuern werden bei Auszahlung der Betriebsrente fällig und zwar nicht zu knapp. Als Geringverdiener tut Ihnen dabei jeder Euro weh. Wenn Sie Pech haben, geht sogar die ganze Rendite dabei verloren. In dem Fall hätten Sie sich die ganze Einzahlerei sparen können.

Nachteilig ist auch die unflexible Handhabung der betrieblichen Rente – einmal abgeschlossen, können Sie diese nicht vorzeitig kündigen. Als weiterer Nachteil  kommt hinzu, dass die betriebliche Altersvorsorge mit auf die Grundsicherung angerechnet wird. Wenn Sie also eh eine niedrige gesetzliche Rente zu erwarten haben, sparen Sie sich die Betriebsrente am besten gleich. Es gibt wesentlich sinnvollere Anlagemöglichkeiten, mit denen Sie Ihre Finanzen für die Zukunft sichern  können.

Eine weitere benachteiligte Gruppe sind Alleinerziehende. Auch diese fahren beim Riestern wesentlich besser, denn hier bekommen sie – im Gegensatz zur betrieblichen Altersvorsorge – eine Kinderzulage. Gleichzeitig möchte ich nochmal erwähnen, dass die Riester-Rente ebenfalls nicht das Optimum ist, wenn es um die finanzielle Absicherung des Alters geht.

Einzig lohnen kann sich die Betriebsrente für Besserverdiener. Denn wenn Ihr Einkommen deutlich über den festgelegten Grenzen liegt, werden von den Rentenauszahlungen nur verhältnismäßig geringe Beträge abgezogen. Die Bemessungsgrenzen liegen für die Krankenversicherung bei rund 50.000 Euro Jahresgehalt und für die Rentenversicherung bei max. 70.000 Euro. Ein weiterer Vorteil kann es sein, wenn der Arbeitgeber einen großen Teil des Beitrages übernimmt – dann könnten Sie möglicherweise auch als Normal- oder Gerinverdiener von der Betriebsrente profitieren.

Unternehmen durch BAV am Rande des Bankrottes

Für die Firmen ist die Niedrigzinspolitik ein riesiger Klotz am Bein in Sachen Betriebsrente. Denn die meisten Unternehmen bieten die BAV als Direktzusage an und bilden Rücklagen, damit die betriebliche Rente später ausgezahlt werden kann. Dabei legen sie selbst die Gelder an, anstatt dies einem Fondsanbieter, einer Versicherung oder Pensionskasse zu überlassen. Das  Problem dabei ist, dass ein Niedrigzins über einen langen Zeitraum dabei nicht eingeplant ist. Je mehr die Zinsen fallen, desto mehr Gelder müssen die Firmen für die Renten zurücklegen. Das belastet das Firmenergebnis und kann sogar zur Firmenpleite führen.

Dass die Lage wirklich ernst ist, zeigen Berechnungen der Europäischen Versicherungsaufsicht. Diese haben den schlimmsten Fall angenommen: Die Zinsen fallen weiter und die Preise steigen permanent an. In diesem Fall wird von einem Finanzloch in den Rentenkassen Europas von 773 Milliarden Euro ausgegangen. Bleibt alles, wie es ist, hapert es immer noch an „schlappen“ 428 Milliarden Euro zur Erfüllung aller Verpflichtungen.

Vor allem Unternehmen sind betroffen, die feste Zusagen über die Rentenhöhe gegenüber ihren Mitarbeitern gegeben haben, wie dies vor allen in den Anfängen üblich war. Diese Firmen haben große Probleme, die versprochenen Gelder zu erwirtschaften. Den Mitarbeitern dagegen fehlt oft das Verständnis dafür – wie vor einiger Zeit bei den Streiks der Angestellten der Lufthansa, wo es um die Betriebsrenten ging.

So kommt es, dass immer mehr Unternehmen ihre Betriebsrentenmodelle der Situation anpassen – Siemens und die Deutsche Bank praktizieren dies bereits bei Neueinstellungen. Es wird keine feste Rente mehr versprochen, sondern lediglich die Beitragshöhe festgelegt. So tragen die Arbeitnehmer das Risiko, wie sich Kurse und Zinsen entwickeln. Der Nachteil für die Angestellten besteht vor allem darin, dass sie keinerlei Anhaltspunkte haben, welche Betriebsrente später an sie ausgezahlt wird.

Wie es weitergeht mit der betrieblichen Altersversorgung, steht in den Sternen. Die Politik hat eine Reform ins Auge gefasst und erwartet von den Gewerkschaften, dass sie ihre Mitglieder von der Richtigkeit der Betriebsrenten überzeugt. Ich denke, Sie als Arbeitnehmer sollten sich genau überlegen, wie Sie Ihre Altersvorsorge gestalten.

Genau hinschauen und gut beraten lassen

Wichtig ist auf jeden Fall, dass Sie bei Abschluss einer solchen Versicherung genau hinschauen, was im Vertrag drinsteht. Greifen Sie dabei am besten auf einen unabhängigen Honorarberater zurück. Zum einen ist es für einen Laien schwer zu durchschauen, welche Bedingungen der Vertrag enthält. Zudem berät Sie ein Honorarberater unabhängig von Provision und ähnlichem. Ansonsten könnte es Ihnen passieren, dass man Ihnen einen hohen Versicherungsbetrag aufschwatzt, nur um selbst dabei genug zu verdienen.

Ein Finanzberater, der provisionsfrei arbeitet, berät Sie individuell und auf Ihre persönliche Situation bezogen. Und er hält vor allem Alternativen für möglicherweise sinnvollere Geldanlagen für Sie bereit, die zu Ihrer finanziellen Situation und Ihren Lebensplänen viel besser passen.

Quellen:

https://m.tagesspiegel.de/wirtschaft/altersvorsorge-vom-chef-worauf-es-bei-der-betriebsrente-ankommt/12945782.html?utm_referrer

https://www.stern.de/wirtschaft/geld/ratgeber-altersvorsorge/so-funktioniert-die-betriebsrente-3333032.html

https://www.bbx.de/betriebliche-altersvorsorge-jeder-darf-nicht-jeder-sollte/

https://www.zeit.de/karriere/beruf/2014-09/betriebliche-altersvorsorge-anspruch

https://www.meinegeldanlage.com/thema/betriebliche-altersvorsorge-sinnvoll