Beitrag: Eine Allianz fürs Leben? Aber nur für 120-Jährige!?

Uwe

Uwe Redler

Redakteur

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Vielleicht erinnern Sie sich noch an ‚Eine Allianz fürs Leben‘, den gesungenen Werbeslogan und die dazugehörigen Filme aus den 80ern: Das Auto, das in Italien in die Tomatenkästen rauscht oder der Nachbar, der wegen der über den Zaun ragenden Kirschzweige sauer ist.

Die in Deutschland mit Abstand größ te Versicherung hatte im Jahr 2015 nochmal die alten Werbeklassiker herausgeholt. Ihre diesbezügliche Botschaft laut Vorstandsvorsitzenden Alexander Vollert: „Die Allianz ist über Generationen an der Seite der Kunden, damals wie heute.“ Ob das so stimmt? Machen Sie sich selbst ein Bild …

Als unabhängiger Finanzberater könnte ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, meinen Kunden oder Ihnen dieses Produkt zu empfehlen. Ich sage Ihnen: Es gibt wesentlich transparentere, renditeträchtigere und kostengünstigere Möglichkeiten für Geldanlagen, als die „InvestFlex“. Das macht also die ‚Allianz fürs Leben‘ aus.

Neue Allianz-Rente verspricht Rendite, Transparenz und Sicherheit

Von unseren fünf Vorsorgekonzepten ist InvestFlex die passende Lösung für dich, wenn du von den Renditechancen der Kapitalmärkte profitieren und die Ausrichtung deine Kapitalanlage heute und in Zukunft individuell gestalten möchtest.“- So wirbt der Versicherungskonzern auf seiner Website für die neue Allianz-Rente.

Mit diesem neuen Tarif werden die alten Tarife der Allianz „invest“ und „invest alpha balance“ ersetzt. „InvestFlex“ ist eine fondsgebundene Rentenversicherung, auswählbar mit oder ohne garantierten Auszahlungen. „Beim Vorsorgekonzept InvestFlex gestalten Sie Ihre Kapitalanlage aktiv durch Investmentfonds. Dabei triffst du deine Auswahl auf Basis des von Allianz Experten qualitätsgeprüften TopFonds-Universums“, verspricht der Versicherungsriese stolz. Auch von Flexibilität und Transparenz ist die Rede.

Gut, die Allianz schreibt nichts davon, dass ihre AGB verständlich formuliert seien – mit „Transparenz“ ist augenscheinlich etwas anderes gemeint.

Hohe Effektivkosten beim „InvestFlex“

Um Ihnen die Kosten aufzuzeigen, nehmen wir mal einen Vertrag über 35 Jahre mit einem monatlichen Beitrag von 150 Euro:

Geldbeutel

Zuerst einmal ist festzuhalten, dass „InvestFlex“ nur als Provisionstarif zu haben ist. Provisionsfreie Tarife sind wesentlich kostengünstiger – erster Minuspunkt also für die neue Allianz-Rente. In unserem Beispiel sind über 1500 Euro Abschlussprovision einkalkuliert. Diese werden in den ersten 5 Vertragsjahren aus den eingezahlten Beträgen abgeknapst. Der Kunde büß t also fünfmal 315 Euro von seinen jährlich eingezahlten 1800 Euro ein.

Auß erdem dürften Sie für den „InvestFlex“ pro Jahr 126 Euro fixe Verwaltungskosten hinblättern. Plus die oben genannten 315 Euro einfach nur dafür zuerst, dass Sie den Vertrag abschließ en durften, müssen Sie in den ersten fünf Jahren bereits auf 441 € verzichten.  Das sind satte 25 % der jährlichen Einzahlungen!

Auch die weiteren Kosten sind teilweise enorm hoch. Wenn es um den Rentenbezug geht, langt die Allianz mit 1,75 % beispielsweise deutlich mehr hin als viele andere Versicherer, bei denen im Durchschnitt 1,50 % anfallen. Das sind rund 14 % weniger.

Damit sind wir immer noch nicht durch. Es kommen nämlich noch sogenannte variable Verwaltungskosten hinzu. Diese betragen 0,80 % jährlich bezogen auf das Fondsguthaben. Bei einem Vertrag mit Garantie wird das gesicherte Kapital mit 0,50 % im Jahr belastet. Weitere Kosten kommen hinzu, wenn Sie Zuzahlungen und/oder eine dynamische jährliche Beitragserhöhung vereinbart haben.

Insgesamt kommen Sie beim „InvestFlex“ auf Effektivkosten von über 3 % – was wirklich sehr hoch ist.

Intransparenz hat einen neuen Namen

Kommen wir nun zur erwähnten „Transparenz“, die von der Allianz für ihre neue Altersvorsorge anpreist. Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten (BdV) berichtet darüber, dass er sich mit dem „InvestFlex“ beschäftigen wollte – und nicht sehr weit gekommen ist.

Kleinlein ist unbestreitbar ein Versicherungsexperte. Nun hat er versucht, sich durch die Versicherungsbedingungen des Tarifs zu ackern und ist letztlich gescheitert. Er gibt zu, dass er trotz mehrmaligem Lesen die „komplizierten Regelungen“ bis zum Schluss nicht richtig durchdringen konnte.

Er hat sich den „Spaß“ gemacht, einmal Punkt 1 der Versicherungsbedingungen Teil A auf einem Hörbuch vorzulesen. Auch ich habe bereits zahlreiche solcher Verklausulierungen zu Gesicht bekommen – die der Allianz haben einen neuen traurigen Höhepunkt markiert. Als ich in die „Vorlesung“ von Axel Kleinlein reinhörte, war ich bereits am Anfang schon kurz vor dem Aussteigen, als auf zahlreiche „Bausteine“ verwiesen wurde. Nachdem ich etwa zwei Minuten weiter gehört habe, verlor ich endgültig die Lust. Das hat nichts mit Herrn Kleinleins angenehm sonorer Stimme zu tun, sondern vielmehr mit den zahlreichen Verweisen im Punkt 1.1, Absatz 2, bei dem es um die Höhe der lebenslangen Rente geht.

Hier wird u. a. verwiesen auf Absatz a), auf Ziffer 3.3.4 und Ziffer 3.4 und auf Absatz b). Dieser kleine Ausschnitt zeigt schon, wie wirr das Ganze ist. Und es scheint auch andere Menschen „inspiriert“ zu haben. Hier finden Sie eine knappe Minute davon vertont auf youtube.

Nun aber zurück zum Ernst des Lebens – denn traurig genug ist das Thema ja. Die Versicherungsbedingungen werden hoch, kompliziert und umständlich dargestellt – das hat in meinen Augen absolut nichts mit der von der Allianz angepriesenen Transparenz zu tun. Sicherlich können Experten sich am Ende dort durchwursteln – doch ich für meinen Teil sehe keinerlei Grund dafür, denn das wäre in meinen Augen nur Zeitverschwendung. Als unabhängiger Finanzberater verbringe ich meine wertvolle Zeit lieber damit, für meine Kunden sinnvollere Anlagemöglichkeiten für die Altersversorgung herauszufinden.

Und Axel Kleinlein sieht das Ganze ebenfalls aus dem Blickwinkel des Verbrauchers. Sein Fazit lautet: „Die Allianz hat die Bodenhaftung verloren. Dieses Produkt kann niemand mehr verstehen. Intransparenz hat einen neuen Namen: InvestFlex.“

Die Allianz fürs Leben lässt Sie alt aussehen: Erst mit 120 Jahren machen Sie Gewinn

Kommen wir nun zum traurigen Höhepunkt. Denn wenn doch wenigstens am Ende für dich, den Versicherungskunden und späteren Rentenbezieher, etwas Sinnvolles dabei herauskommen würde! Dann könnten wir alle der Allianz vielleicht noch die hohen Kosten und die verklausulierten Vertragsbedingungen verzeihen. Doch leider muss ich dich auch hier auf ganzer Linie enttäuschen.

Laut einer Veröffentlichung im „Versicherungsjournal“ sieht es nämlich mit dem garantierten Rentenfaktor“ mehr als mau aus. Bei den Berechnungen wurde von einem 36-Jährigen männlichen Versicherungskunden ausgegangen. Für diese Musterperson liegt der garantierte Rentenfaktor bei 29,81. Das heiß t, er bekommt je 10.000 Euro Kapital 29,81 Euro Rente. Gehen wir weiter von bis zum Rentenbeginn 100.000 eingezahlten Euro als Garantiekapital aus, ergeben sich 298,10 Euro monatliche Rente. Das ist erst einmal gar nicht so übel.

Nach einem Blick ins Kleingedruckte sieht das allerdings ganz anders aus. Hier erfährt der Versicherungskunde, sofern er die komplizierten Formulierungen versteht, was er letztlich wirklich für eine Rente erhält. Denn in den Versicherungsbedingungen ist von einem Sicherheitsabschlag von sehr ehrgeizigen 50 % Prozent die Rede.

Wenn sich das Garantiekapital nun auf 200.000 Euro bis zum Ende der Ansparzeit verdoppeln würde, drückt das den garantierten Rentenfaktor glatt auf 14,91 Euro pro 10.000 Euro Kapital runter. Heraus kommt eine monatliche Rente von 298,20 Euro. Anders ausgedrückt: Der Versicherungskunde bekommt die gleichen knapp 300 Euro Rente, obwohl er doppelt so viel Kapital angespart hat.

Rein rechnerisch hat der Kunde nach Rentenbeginn mit 65 Jahren 14,91 Euro Rente je 10.000 Euro Kapital. Wenn er 670 Monate lang diese 14,91 Euro bezahlt, kommt er auf knapp 10.000 Euro und hat es endlich geschafft! Oder anders ausgedrückt: Im Alter von 120 Jahren erhält er von der Allianz das erste Mal den ersten Euro mehr, als er eingezahlt hat (ohne Zinsen). Herzlichen Glückwunsch!?

Um es mit Axel Kleinlein zu sagen: „… Wenn die Garantierente so niedrig ist, dass die Allianz eigentlich kein Risiko mehr eingeht, dann ist das vermutlich gar keine Rente mehr – im steuerlichen Sinne.“

Fazit: Der „InvestFlex“ versagt auf ganzer Linie

Als unabhängiger Finanzberater könnte ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, meinen Kunden oder Ihnen dieses Produkt zu empfehlen. Ich sage Ihnen: Es gibt wesentlich transparentere, renditeträchtigere und kostengünstigere Möglichkeiten für Geldanlagen, als die „InvestFlex“. Das macht also die ‚Allianz fürs Leben‘ aus.

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