Garantieprodukte

Beitrag: Garantieprodukte: Sicherheit für teures Geld

Uwe

Uwe Redler

Redakteur

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Garantieprodukte: Hier kaufen Sie Sicherheit für teures Geld

Garantierte Gewinne – das zieht viele Sparer an. Deshalb haben entsprechende Produkte nach wie vor Hochkonjunktur bei den Deutschen. Dabei vergessen aber die meisten nachzufragen, wie hoch diese Gewinne tatsächlich ausfallen und wie viel sie dafür bezahlen müssen. Wenn Sie jetzt erfahren, was Sie die Garantie kostet, werden Sie künftig anders denken – garantiert.

Garantieprodukte
#91826242 | © deepagopi2011 – Fotolia.com

99 % Sicherheit sind nicht genug?!

Nehmen wir mal an, Sie würden aus dem Haus gehen wollen und im Wetterbericht hieß e es, dass es mit 0,6 %iger Wahrscheinlichkeit regnen könnte: Würden Sie einen Schirm mitnehmen? Andere Frage: Würden Sie 140.000 Euro für eine Absicherung bezahlen, die Sie nur zu 0,6 % auch wirklich benötigen? Sollten Sie aus ganzem Herzen „Ja“ gesagt haben, dann haben Sie einen so groß en Sicherheitsdrang, dass mir nichts mehr dazu einfällt. Ich vermute sowieso eher stark, dass Sie beide Fragen mit einem klaren „Nein“ beantwortet haben. Vielleicht haben Sie sich sogar an den Kopf getippt und gedacht „Wer macht denn so was Hirnrissiges“. Ein „Risiko“ von 0,6 % einzugehen ist auch nicht wirklich verwegen, oder? Dennoch schrecken viele Deutsche genau davor zurück. Sie packen doch tatsächlich wegen der knapp 1 % Risiko lieber den Schirm ein und blättern die 140.000 Euro auf den Tisch. Sie glauben mir nicht – dann warten Sie mal ab. Und wenn Sie sich fragen, warum ich immer auf diesen Zahlen herumreite, sage ich Ihnen das auch noch gleich: Grundlage dafür sind Berechnungen der Finanzwissenschaftler der Frankfurt School of Finance. Was dabei herauskam, hat sogar mich in seiner Eindeutigkeit überrascht.

„Garantie“ und „Sicherheit“ als fieses Lockmittel

Die meisten Anleger wollen auf Nummer sicher gehen – und zwar offensichtlich um jeden Preis. Sie benötigen die Sicherheit, dass sie ihr Erspartes auch wirklich, zu 100 %, bekommen. Zu diesem Zweck schmeiß en sie Unsummen aus dem Fenster und das bloß, um ja keinen einzigen Euro zu verlieren. Natürlich ist Sicherheit ein äuß erst wichtiger Faktor bei der Geldanlage, das möchte ich auf keinen Fall kleinreden. Aber doch bitte nicht um jeden Preis! Ich möchte einfach nicht, dass Sie den Anbietern von Garantieprodukten Geld in den Rachen werfen, das Sie viel besser gebrauchen können. Bei meiner Tätigkeit als unabhängiger Finanzberater begegnet mir das tagtäglich: Menschen zeigen mir ihre bisherigen Geldanlagen und fallen aus allen Wolken, wenn sie erfahren, was sie dafür bezahlen. Denn die Produktanbieter „vergessen“ sehr gerne zu erwähnen, was die vermeintliche Sicherheit dem Sparer kostet. Sie werben vielmehr mit Garantien und sicheren Geldanlagen, anstatt zumindest darauf hinzuweisen, dass der Kunde für die geradezu verbissene Kapitalerhaltung mehr Geld ausgeben wird, als er letztlich anspart.

Damit wird Ihr voraussichtliches Sparergebnis teilweise erheblich geschmälert.

Gleichzeitig wird mit Ihren Ängsten jongliert und darauf herumgeritten, bis Sie gar nicht mehr auf die Idee kommen, ob es nicht doch auch lukrativere Anlagemöglichkeiten gibt, die ebenfalls ausreichend sicher sind.

Wenn Sie regelmäß ig in meinem Blog lesen, wissen Sie, wie wenig sinnvoll und gewinnträchtig Riesterverträge oder Lebens- und Rentenversicherungen aus der Kategorie „Garantieprodukte“ sind. Falls Sie dennoch von den Begriffen „Garantie“ und „Sicherheit“ magisch angezogen werden, werden die folgenden Informationen der Magie ein dramatisches Ende bereiten.

140.000 Euro für die Katz‘

Die anfangs erwähnten Finanzwissenschaftler betrachteten weniger die genauen Beträge von Provisionen, Verwaltungs- und weiteren Kosten, sondern rechneten auf zweierlei Weise:

  1. Wie hoch muss bei einem 25-Jährigen, nennen wir ihn Max, der Anteil bei einem monatlichen Sparbetrag von 50 Euro sein, damit er zu seiner Rente mit 67 Jahren 25.200 Euro ausgezahlt bekommt? Berücksichtigt wurde dabei ein Zinssatz von 1 %. Nach dieser Berechnung müsste der Sparer 32,92 Euro in festverzinsliche Anleihen investieren, während er das restliche Geld von rund 18 Euro in rentablere, wenn auch etwas riskantere Investitionen wie beispielsweise Aktien anlegen könnte.
  2. Wie viel Geld würde Max stattdessen auf der hohen Kante haben, wenn er die gesamten 50 Euro in Aktien investieren würde? Die sich ergebende Differenz der ermittelten Endergebnisse aus 1. und 2. zeigt die Kosten auf, die unser 25-jähriger Sparer für die vermeintliche Sicherheit eines Garantieproduktes hinblättern muss. Die Frankfurter Wissenschaftler haben zudem tausende Szenarien im Hinblick auf die ausschließliche Geldanlage in Aktien durchgespielt. Sie ermittelten hierbei, wie wahrscheinlich es ist, dass Max am Ende nicht mindestens die angestrebten 25.200 Euro bekommt.

So – jetzt kommt das absolut eindeutige Endergebnis:

Wenn Max mit 25 Jahren beginnt, 50 Euro jeden Monat breit gestreut in Aktien zu investieren und das ganze 42 Jahre lang durchzieht, hat er am Ende ein vermutetes Kapital von ca. 230.000 Euro angehäuft. Das Ganze bei 0 % Garantie, aber durchschnittlich 8 % Rendite. Legt Max aber nur die oben ermittelten 18 Euro in Aktien an und das restliche Geld in festverzinsliche Produkte mit Zinsen von 1 %, werden ihm am Ende im Durchschnitt nur 90.000 Euro ausgezahlt. Hier hatte er zwar seine 100 %ige „Kapitalgarantie“, aber unterm Strich stehen ihm 140.000 Euro weniger Kapital für seine Altersvorsorge zur Verfügung.

Langfristige Aktienanlagen bringen die größte Rendite

Ich hoffe, Sie sind wieder zu Atem gekommen nach diesem Ergebnis. Denn mir hat es kurz die Luft abgeschnürt bei diesem krassen Betrag – 140.000 Euro sind kein Pappenstiel, da muss ein junger Mann (oder eine junge Frau) lange für sparen. Nun könnten Sie argumentieren, dass ja die Zinsen sicherlich innerhalb der nächsten 40 Jahre mal wieder angehoben werden. Ich sehe da schwarz – lesen Sie dazu auch meinen Beitrag „Schlimmer geht’s immer: Negativzinsen für Bundesanleihen“.

Natürlich ist das Ganze dennoch „nur“ ein Rechenbeispiel.

Gleichzeitig würde selbst bei steigenden Zinsen das Endvermögen eines Sicherheitssparers wesentlich niedriger sein, als wenn er sein Geld in Aktien anlegt.

Risiko hin oder her: Wer langfristig auf aktienanlagen setzt, hat auf die aussichtsreichere und wesentlich gewinnbringendere Investition gesetzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie am ende weniger Geld gewonnen als eingezahlt haben, ist extrem klein – nämlich 0,6 %.

Denn auch das haben die Finanzwissenschaftler ausgerechnet. Die Sicherung für die Garantieprodukte kommt nur bei Ereignissen zum Einsatz, die seit Jahrzehnten nicht mehr eingetreten sind. Zwar nur rein rechnerisch und in Simulationen festgestellt, erhielten in diesem Falle ganze 0,6 % aller Anleger am Ende weniger Geld, als sie eingezahlt haben. Die anderen 99,4 % dürften sich dagegen auf Gewinne freuen.

Aktiensparen auch für Ü30 rentabler

„Alles schön und gut“, werden Sie vielleicht sagen. „Ich bin nun keine 25 mehr und habe nicht mehr so viel Zeit zum Sparen.“ Keine Sorge – auch bei den Ü-30ern nimmt das reine Aktiensparen laut den Berechnungen den Spitzenplatz ein:
  • Wenn Sie als 35-Jährige/r im Monat 35 Euro sparen, liegen am Ende auf Ihrem Konto 200.000 Euro mehr als beim auf Nummer sicher gehenden Sparer. Der hat diese Summe nämlich rein für seine Sicherheit hingeblättert und muss im Alter darauf verzichten. Rein rechnerisch liegt das Verlustrisiko für 32 Jahre Investitionen im Aktienmarkt bei angenehmen 0 %. Seit 1970 reichte weltweit in allen Ländern die Aktienmarktrendite aus, um am Ende mehr Geld auszuzahlen als eingezahlt wurde. In diesem Zeitraum lag in Deutschland die durchschnittliche Rendite bei 7,87 % jährlich und auf dem europäischen, britischen, australischen und Welt-Aktienmarkt sogar bei 9,5 %.
  • Wer mit 45 Jahren loslegt und dabei 200 Euro monatlich in Aktien investiert, hat im Rentenalter 100.000 Euro mehr zur Verfügung als der gleichaltrige Sicherheitssparer. In diesen 22 Jahren Ansparzeit bis zum Rentenalter von 67 Jahren ist zwar das Risiko etwas höher, durch eine schlechte Aktienmarktphase am Ende weniger Geld herauszubekommen als eingezahlt wurde. Die berechnete Wahrscheinlichkeit liegt in für dieses Ereignis liegt allerdings bei geringen 3,4 %. Auch in diesem Fall würde kaum jemand – um nochmal auf das Beispiel vom Anfang zurückzukommen – einen Regenschirm mitnehmen.

Fazit: Eigentlich brauche ich nichts mehr dazu zu sagen. Denn wenn sie aufmerksam gelesen haben, zeigt sich Von selbst, welche Geldanlagen sinnvoll sind und welche nicht. Denken sie bei sogenannten Beratungsgesprächen, in denen ihnen Garantie Produkte angedreht werden sollen, immer daran, wer hier von wem bezahlt wird. Alleine schon deshalb kann nichts gutes dabei herauskommen. Eine unabhängige Beratung von einem Honorarberater dagegen zeigt ihnen auf, wo sie in ihrer finanziellen Planung noch Lücken haben und wie sie ihre Finanzen sinnvoll einsetzen können.

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