Die obersten deutschen Verbraucherschützer fordern das Provisionsverbot bei Finanzberatungen. Ich bin sehr dafür, denn die ausschließliche Beratung gegen Honorar würde endlich echte Transparenz, weniger Kosten und kundengerechte Beratung schaffen. Dass dies hervorragend funktioniert, zeigen britische Erfahrungen.

Denn in Großbritannien ist seit Ende 2012 der Provisionsverbot im Rahmen der „Retail Distribution Review“ (RDR) geregelt. Dessen positive Auswirkung auf den britischen Finanzmarkt wurde rund zwei Jahre später in einer Studie untersucht. Hauptergebnis der „Post-implementation review of the Retail Distribution Review“ vom Dezember 2014 ist, dass sich die Finanzberatung des Landes zunehmend professioneller gestaltet als in der Zeit vor Einführung des Gesetzes – und das sehr zum Nutzen der Kunden. Schauen wir uns das einmal näher an.

#42536311 | © pressmaster - Fotolia.com

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Neue Finanzprodukte: weniger, einfacher, günstiger

Seit der Neuregelung gibt es wesentlich weniger Produktneuheiten auf dem britischen Finanzmarkt. Das zeigt sich natürlicherweise vor allem bei Produkten mit hohen Vertriebsprovisionen. Nachdem nun keine Provisionen mehr ausgezahlt werden, sind derartige Produkte für die Anbieter uninteressant geworden. Das schützt den Verbraucher aus meiner Sicht vor „Drückern“ und anderen angeblichen Finanzexperten, die mit solchen Angeboten hauptsächlich auf hohen Verdienst spekuliert haben und die Vorteile des Kunden weniger bis gar nicht im Auge hatten. Zudem verbessert es die Übersichtlichkeit und Transparenz für den Verbraucher.

Außerdem wurde festgestellt, dass der Verkauf komplexer Finanzprodukte sehr stark zurückgegangen ist, während gleichzeitig einfache Produkte auf dem Finanzmarkt deutlich zugenommen haben. Siehe da – es geht doch! Warum, bitte schön, nicht gleich so und warum nicht bei uns? Meines Erachtens beantwortet sich die Frage von selbst: Der Verbraucher soll möglichst nicht so leicht durchblicken auf dem Finanzmarkt. Denn so lässt er sich doch viel leichter verar…. pardon beeindrucken von den ach so schlauen Finanzexperten. Fachchinesisch gehört demzufolge bei vielen „Finanzlern“ zum gängigen Repertoire.

Doch zurück zu den positiven Effekten der RDR und da gibt es noch einen sehr interessanten: So sind nämlich in vielen Fällen die Preise der Finanzprodukte um den früheren Gebührenaufschlag gesunken. Vielleicht glauben Sie mir jetzt, wenn ich Ihnen immer wieder sage, dass Sie bei Bank- und ähnlichen „Beratern“ draufzahlen. In Deutschland ist das immer noch eine Tatsache, während in Großbritannien damit jetzt Schluss ist. Preisrückgänge gab es zudem auch, weil sich zwischen den Finanzvermittlern ein stärkerer Wettbewerb entwickelt hat. Gut für den Kunden!

Qualifiziertere Berater und kritischere Kunden

Die Studie zeigt darüber hinaus, dass sich die meisten britischen Finanzberater beeilt haben, um die neu eingeführten minimalen Standards zu erfüllen. Sehr löblich, kann ich da nur sagen. Immer mehr der Berater sind sogar dabei, sich über diese Minimum-Vorgaben hinaus zu qualifizieren. Noch besser. Denn der Kunde profitiert natürlich von der Beratung durch einen echten Profi, der sich wirklich in Gelddingen auskennt.

So habe laut der Studienverfasser eine deutliche Professionalisierung auf dem Beratermarkt stattgefunden – zunehmende Qualifizierung und ein größerer Fokus auf die Qualität der Beratungsleistung machen’s möglich.

Manche Kritiker des RDR bemängeln, dass es sich nun nicht mehr jeder in Großbritannien leisten könne, sich über seine Finanzen beraten zu lassen. Die Studie konnte dies nicht feststellen. Was den Zugang aller britischer Bevölkerungsschichten auf eine Finanzberatung betrifft, ließen sich keinerlei Einschränkungen belegen. Vielmehr seien die Finanzberater daran interessiert, ihren Kundenstamm verstärkt auszubauen.

Gleichzeitig sind die Verbraucher gegenüber Beratungsleistungen kritischer geworden. Wenn aus Kundensicht das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmt, so heißt es, besteht leicht die Gefahr eines Wechsels hin zu günstigeren Beratungsmodellen. Das ist in meinen Augen ein ganz normales Kundenverhalten, das für jede Branche zutrifft. Ich halte es für wichtig, dass auch Finanzberater an der Qualität ihrer Arbeit gemessen werden. Wer gut ist, hat hier nichts zu befürchten. In Großbritannien sind laut der Studie die Profitabilität sowie der durchschnittliche Erlös bei den Beratungsunternehmen sogar gestiegen.

Warten Sie nicht erst auf ein Gesetz

Wie Sie sehen, ist die Honorarberatung also eine Win-Win-Situation für alle Seiten und bringt für Sie als Verbraucher nur Vorteile. Das hat auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) erkannt und fordert die sofortige Einführung des Provisionsverbotes in Deutschland. Damit sollen „Missstände im Finanzvertrieb“ behoben werden.

Zudem spricht Dorothea Mohn, die Leiterin des zuständigen VZBV-Teams, von einer zu teuren provisionsabhängigen Beratung, die auch noch schlechte Finanzempfehlungen erzeuge. Weiter heißt es, dass Provisionen den Verkauf bestimmter Produkte für die Vermittler besonders lukrativ mache. Zudem gäben sie Anreize für zu häufige Umschichtungen im Portfolio. Bravo – meine Rede ist das schon lange.

Die Verbraucher müssten zudem laut des VZBV auf die Qualität der Finanzberatung vertrauen können, da sie selbst nicht in der Lage sind, die komplexen Finanzangebote in Qualität, Preis und Leistung korrekt einzuschätzen.

Ganz so hilflos sind Sie als Kunde nun auch wieder nicht. Schließlich kann sich jeder Verbraucher – natürlich auch Sie – selbst informieren, wie und von wem er am besten beraten wird. Ihnen steht bereits heute frei, sich einen Finanzberater zu suchen, der Sie wirklich unabhängig und individuell auf Ihre finanzielle Lebensplanung hin berät. Nutzen Sie das Wissen, das Sie jetzt bereits haben. Es wäre schade um Ihr Geld und geradezu leichtfertig, wenn Sie jetzt immer noch glauben, bei einer Bank oder von einem Versicherungsvertreter eine echte Beratung zu bekommen.

Ich kann nur hoffen, dass mit dem geplanten Finanzmarktnovellierungsgesetz der Honorarberatung in unserem Land endlich zum Durchbruch verholfen wird. In diesem Zuge können die Herren Politiker bitte auch gleich einiges in Sachen unabhängiger Honorarberatung noch klarer regeln, beispielsweise sollte eine Ausweitung auf Bausparpläne, Spareinlagen sowie die Beratung zu Versicherungen erfolgen.

Die Verbraucherschützer fordern zudem in diesem Zusammenhang, dass Ihnen – also den Verbrauchern – die unabhängige Finanzberatung noch besser erklärt werden müsse.

Wichtig

Auch hier kann ich nur sagen: Ergreifen Sie selbst die Initiative, übernehmen Sie Eigenverantwortung in Sachen Informationsbeschaffung und warten Sie nicht erst, bis das Ganze irgendwann einmal von einem Gesetz geregelt wird.

Lesen Sie mehr:

Wie arbeitet ein guter Finanzberater?: https://unabhaengiger-finanzberater.de/wie-arbeitet-ein-guter-finanzberater-honorarberater/

Welcher Vermittlertyp verdient Ihr Vertrauen wirklich?: https://unabhaengiger-finanzberater.de/welcher-vermittlertyp-verdient-ihr-vertrauen-wirklich/

So erkennen Sie einen guten Finanzberater: https://unabhaengiger-finanzberater.de/so-erkennen-sie-einen-guten-finanzberater/

Bankberater – Finanzvertriebe – Honorarberater / Wo ist der Unterschied: https://unabhaengiger-finanzberater.de/bankberater-finanzvertriebe-honorarberater-wo-ist-der-unterschied/

Honorarberater einfach erklärt: https://unabhaengiger-finanzberater.de/unabhaengiger-honorarberater-einfach-erklaert/

Aktive Geldanlagen sind ein reines Glücksspiel: https://unabhaengiger-finanzberater.de/aktive-geldanlagen-sind-ein-reines-gluecksspiel/

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