Redakteur
Politiker und Rentenversicherung feiern die größ te Rentenanpassung seit 23 Jahren. Auch die gut 20 Millionen deutschen Rentner werden sich wohl darüber freuen. Doch für uns anderen sieht es schlecht aus: Denn lange wird der Staat die nun noch üppiger gewordenen Rentenlasten nicht mehr schultern können. Jüngere Generationen haben darunter zu leiden.
Und das Problem herrscht nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.
Seit 1. Juli dieses Jahres bekommen unsere Pensionäre mehr Geld: Im Westen ist die Rente um 4,25 % gestiegen und im Osten sogar um 5,95 %. Grund für die höhere Anpassung in den Ländern der ehemaligen DDR ist, dass die dortigen Renten an das westliche Rentenniveau angepasst werden sollen. Seit 23 Jahren wurde die Rente nicht mehr in solchem Umfang erhöht: Im Jahr 2014 waren es 2,53 % im Osten und 1,67 % im Westen und ein Jahr später 2,5 % im Osten und 2,1 % im Westen.
Natürlich gönnen wir alle unseren Eltern, Groß- oder Urgroß eltern einen angenehmen und gut finanzierten Lebensabend. Dennoch: Die Zahl der Rentner, die „beglückt“ werden wollen, steigt stetig, während die Finanzen des Staates immer weiter schrumpfen. Doch statt zu handeln, betätigt sich die Bundesregierung als Weihnachtsmann mitten im Sommer und verteilt kostspielige Geschenke – von der Rente mit 63 Jahren über Mütterrente bis hin zur viel gefeierten Rentenerhöhung.
Der Staat tut aber auch wirklich alles für den Wohlstand seiner Rentner: Bereits heute bezuschusst der Bund die Rentenkasse mit ca. 86 Milliarden Euro im Jahr! Wenn das so weitergeht, wird die 100-Milliarden-Euro-Hürde im Jahr 2020 locker übersprungen. Da bleibt für jüngere Generationen nicht mehr viel übrig.
Auch die sogenannten Wirtschaftsweisen warnen vor dem Widerspruch zwischen den staatlichen Rentenauszahlung und deren Finanzierbarkeit: „Selbst in den günstigsten Szenarien bleibt die Tragfähigkeitslücke bestehen“, wird gemahnt. „Deswegen warnen wir ganz explizit davor, nun auch noch eine solidarische Lebensleistungsrente einzuführen.“ Letztlich muss man für diese Erkenntnis aber nicht besonders weise sein, sondern hier handelt es sich um eine ganz simple Rechenaufgabe.
Die Bundesregierung kennt die Probleme ebenfalls und hat die Folgen der immer älter werdenden Bevölkerung auf die Staatsfinanzen genau ausgerechnet. Von einer Einschränkung des Handlungsspielraumes des Staates ist dabei die Rede und von einer Verschuldung weit über das normale und erlaubte Maß hinaus. Bis 2060 könnte die Staatsverschuldung sogar bis auf 220 Prozent angestiegen sein. Dennoch greifen die Politiker weiter in ihre leeren Kassen und schütten großzügig das Geld über den Rentnern aus.
Dabei kritisieren auch deutsche Spitzenmanager die vollzogene Rentenerhöhung. 54 % von über 140 befragten Mitgliedern des Leaders Parliament sind gegen die enormen Steigerungen. Man befürchtet, dass die gesetzliche Rente dadurch mittelfristig unbezahlbar wird. Es wird gefordert, dass sich die Rentenformel an der Finanzierbarkeit orientieren soll – eigentlich etwas, was jeder Kleinunternehmer bereits weiß und woran er sich halten muss: Er kann nur das Geld ausgeben, das auch da ist.
Doch das interessiert die Politiker nicht – sie lassen sich feiern und handeln ansonsten ganz nach dem Motto „Nach mir die Sintflut.“ So wird auch weiterhin fleiß ig ignoriert, dass die privaten Altersvorsorgelösungen – bisher als rettende Alternative zur gesetzlichen Rente gehandelt – immer weiter den Bach runtergehen. Ob Riester, Lebensversicherungen oder Betriebsrente: Deren Lage wird immer dramatischer und sie werfen aufgrund der extrem niedrigen Zinsen immer weniger ab. Als Folgen werden die groß zügigen Berechnungen über künftige Rentenauszahlungen allesamt über den Haufen geworfen und versprochene Leistungen verstärkt gekürzt.
Experten sagen vor allem den Lebensversicherungen der deutschen Anbieter eine schwarze Zukunft voraus. Diese legen den Groß teil der Kundengelder in Unternehmenstitel oder Staatsanleihen an. „Zwar sind das für 2016 erwartete Wirtschaftswachstum und die anhaltend niedrige Arbeitslosigkeit positiv für die deutschen Versicherer“, sagt Benjamin Serra, Kreditexperte von Moody’s, bei welt-online. „Das Niedrigzinsumfeld wird diese Effekte jedoch zunichtemachen und die Gewinne der Lebensversicherer weiter schmälern.“
Bei den Betriebsrenten sieht die Lage nicht besser aus. Auch hier klaffen inzwischen riesige Finanzlücken. Zudem bringt die betriebliche Altersvorsorge allerhand Nachteile mit sich und treibt gleichzeitig zahlreiche Firmen immer mehr an den Rand des Konkurses. Über die zahlreichen Gründe, weshalb Sie Riester lieber in Frieden ruhen lassen sollten und warum das Ganze reine Geldvernichtung ist, habe ich bereits ausführlich geschrieben.
Wer schon in Rente ist, hat einfach Glück, dass eine niedrige Arbeitslosigkeit herrscht und gleichzeitig die Löhne steigen. Wir anderen können uns schon mal damit abfinden, dass eine erneute 5-%ige Erhöhung für lange Zeit nicht mehr zu erwarten ist. Auch eine Absenkung der Rentenbeiträge ist nicht in Sicht. Da die Renten am aktuellen Durchschnittsgehalt gemessen werden, erhöhen sie sich automatisch, wenn die Deutschen mehr verdienen. Diese Rentenerhöhungen wiederum müssen die Arbeitnehmer – also Sie – über ihre Beiträge finanzieren. Die Senkung der Rentenbeiträge wäre nur möglich, wenn nach einer Rentenerhöhung noch Geld in der Kasse übrige bleiben würde … Also schminken Sie sich das schon mal ab.
In der Rentenkasse soll zwar eine momentane Reserve von rund 32 Milliarden Euro ruhen. Dennoch wird davon nicht viel übrig bleiben. Alleine die Mütterrente und die Rente mit 63 werden dafür sorgen, dass das Rentensäckl sich zügig leert – davor warnen Ökonomen, das sagt aber auch ganz einfach der gesunde Menschenverstand. Hinzu kommt die weitere Alterung der Gesellschaft. So will sich auch niemand der sogenannten Experten festlegen, wie hoch die Rente in 5 bis 40 Jahren ausfallen könnte. Dies hinge vor allem von der Entwicklung des Arbeitsmarktes und der deutschen Wirtschaft ab.
Es gibt auch Lösungsvorschläge für das drohende Rentendesaster. Einer davon ist die Absenkung der Renten. Ich bitte Sie, kein Politiker wird sich das wagen in Anbetracht der hohen Wählerzahl in den älteren Jahrgängen. Experten fordern zudem Transparenz, damit wir uns alle selbst ein Bild über die katastrophale Schuldenlage machen können. Wozu das gut sein soll, weiß ich nicht – auß er vielleicht, dass der eine oder andere doch mal auf die Idee kommt, sich von einem unabhängigen Honorarberater echte und gewinnbringende Möglichkeiten für seine Altersvorsorge erklären zu lassen.
Vorgeschlagen wird zudem eine Art Staatsfonds für ein zentrales Managen der Altersvorsorge aller Deutschen. Um Himmels willen, kann ich da nur ausrufen! Der Staat ist nicht in der Lage, seine eigenen Finanzen zu ordnen und soll dies nun mit dem Geld der Bürger machen? Ich würde freiwillig keinen Cent dafür herausrücken. Eine andere Idee ist, einen Computer über die Geldanlagen in einen kollektiven Fonds entscheiden zu lassen.
Doch in meinen Augen hat diese rein mechanistische Geldanlage nichts mit individueller Altersvorsorge zu tun. Ich kann Ihnen nur immer wieder raten, einen seriösen Finanzberater hinzuziehen, Ihre gesamten Finanzen fachmännisch checken zu lassen und dann gemeinsam mit dem Fachmann einen sinnvollen Finanzplan zu erstellen, der in Ihre persönliche Lebensplanung passt.
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