Uwe Redler
Redakteur
Immer wieder werden wir dazu angehalten, selbst für unser Alter finanziell vorzusorgen. Und das macht ja auch Sinn angesichts der Tatsache, dass die Renten ein groß er Unsicherheitsfaktor sind und – im Vergleich zu den Lebenshaltungskosten – immer weiter sinken. Beliebt zur Altersvorsorge ist bei den Deutschen nach wie vor die Kapitallebensversicherung (KLV). Es gibt momentan über 90 Millionen laufende Policen, wobei die Zahl der Neuabschlüsse sinkt.
Die Versicherungen preisen diese Sparform allerdings weiterhin wie Warmbier an und behaupten, dass dies eine der lukrativsten Möglichkeiten sei. Dass eine KLV nicht wenige Nachteile birgt – darauf weisen die Versicherungsanbieter in den meisten Fällen mal lieber nicht hin.
Meine Meinung lautet: Es macht keinen Sinn, eine KLV in den kommenden Jahren als Geldanlage zu behalten. Es gibt mindestens 3 gute Gründe für einen Ausstieg.
Haben Sie schon einmal etwas von der „Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht“ (BaFin) gehört? Dort sitzen die Leute, die letztlich über Ihre in der KLV angelegten Gelder bestimmen können. Und Sie haben keine Chance, sich dagegen aufzulehnen.
Das glauben Sie nicht? Dann schauen Sie bitte einmal ins Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG). Dort steht im § 89 geschrieben:
„Alle Arten Zahlungen, besonders Versicherungsleistungen, Gewinnverteilungen und bei Lebensversicherungen der Rückkauf oder die Beleihung des Versicherungsscheins sowie Vorauszahlungen darauf, können zeitweilig verboten werden.“
Wie lange das „zeitweilig“ sein wird, steht dabei in den Sternen. Wenn also die BaFin irgendwelche Risiken sieht, dass der Versicherer beispielsweise insolvent werden könnte, geht Ihre Altersvorsorge mit ziemlicher Sicherheit den sprichwörtlichen Bach hinunter.
Der Bundesgerichtshof bläst übrigens ins selbe Horn und hat sich schon im Jahr 2005 dafür ausgesprochen, dass mögliche Vermögensschäden dem Anleger auf gelastet werden können, während die Finanzkonzerne geschont werden (IV ZR 162/03). Hier können wir mit groß er Berechtigung die Motive hinterfragen. Denn wem nützt das Ganze?
Antwort darauf gibt vielleicht die Tatsache, dass das Restkapital der Anleger durch die Finanzinstitute hauptsächlich in Staatsanleihen investiert ist. Und dass der Staat ständig Geld braucht, ist ja wohl allseits bekannt.
Die groß e Frage lautet: Wie wird Ihr Geld von den Versicherungen angelegt? Sind es vielleicht Edelmetalle, die ein sehr sicheres Fundament darstellen? Oder etwa handfeste Investitionen in Immobilien und Grundbesitz?
Fehlanzeige! Sachwerte spielen für die Finanzexperten der Versicherungen offensichtlich keinerlei Rolle. Edelmetalle werden überhaupt nicht berücksichtigt und auf Immobilien & Co. entfallen gerade einmal 10 % der Investitionen. Aktien liegen bei den meisten Versicherern sogar noch darunter.
Ein gern genommenes Investitionsobjekt sind dagegen verzinsliche Anlagen. Oder anders ausgedrückt: auf Grundlage von rund 85 % Ihrer Altersvorsorge jonglieren die Versicherungen mit direkten und indirekten Schuldtiteln. Wenn man davon ausgeht, dass dabei etwa die Hälfte des Kapitals bei Banken angelegt wird, klingt das erstmal sehr solide.
Doch wenn man dann hört, dass genau diese Banken Unsummen in europäische Krisenländer wie Griechenland, Spanien, Irland oder Portugal hereinstecken, wird mir angst und bange um Ihre Altersvorsorge. Sollten sich beispielsweise die Menschen in den „Nehmerländern“ dafür entscheiden, aus dem Euro auszutreten, dann wird es eng für die deutschen Lebensversicherer.
Die in diese Staaten investierten Gelder übersteigen zudem häufig das Eigenkapital der Banken. Im Klartext: Diese investieren mehr Geld in den o.g. Ländern, als sie überhaupt besitzen. Und die Lebensversicherer wiederum investieren Ihre sicher geglaubte Altersvorsorge in diesen Wahnsinn. Auch daraus wird deutlich, dass eigentlich Sie mit Ihrem Geld die Versicherungen und Banken stützen – das haben Sie sich so bestimmt nicht vorgestellt.
Das Ganze wird dann von den Versicherern als solide und konservative Geldanlage bezeichnet.
Meiner Meinung nach ist es unverantwortlich, das Geld der Versicherten auf diese Weise anzulegen. Solange es eine Überschuldung durch Bankrotte und Inflationen gibt, bestehen nach meiner Ansicht nur äuß erst geringe Chancen, dass diese Investitionen eine globale Schuldenkrise überstehen. Hinzu kommt natürlich noch: Wenn sich die Versicherungsunternehmen verspekulieren, führt dies gleichzeitig zu hohen Einbuß en bei den Renditen Ihrer Kapitallebensversicherung.
Zwar wird von den Versicherungen immer noch mit der guten Verzinsung der KLV geworben. Doch es gibt versteckte Kosten, die sehr hoch sind und den Vertrag belasten. Diese werden häufig erst bei der Kündigung sichtbar – wenn Sie nämlich bemerken, dass der Rückkaufswert äuß erst mager ist. Das liegt daran, dass nur der echte Sparanteil verzinst wird.
Davon gehen aber etwa 20 % für Vertriebs- und Verwaltungskosten sowie einen sogenannten Risikoschutz drauf. Echte Gewinne machen Sie mit einer KLV frühestens nach 14 Jahren – wobei hier die offiziellen Preissteigerungsraten berücksichtigt wurden. Die tatsächliche Inflation liegt aber eher bei über 5 % – Tendenz steigend.
Auß erdem müssen Sie auf die Auszahlungen aus einer KLV auch noch Steuern zahlen, sodass sich die Auszahlungssumme nochmals verringert.
Somit wird klar, dass eine KLV für Sie insgesamt nur Verluste einfährt. Denn nur die wenigsten halten einen Vertrag bis zum Ende durch. Ist ja auch kein Wunder bei der langen Laufzeit von 25 oder 30 Jahren.
Gewinn machen hierbei einzig und allein die Versicherungen.
Wenn es zum groß en Bruch im Finanzsystem kommt, werden Kapitallebensversicherungen daraus mit hoher Wahrscheinlichkeit mit groß en Verlusten hervorgehen – wenn sie es überhaupt überstehen. Meiner Meinung nach ist es illusorisch, hier noch auf eine Rückgewinnung von Verlusten zu hoffen. Wenn Sie noch die Möglichkeit haben, an Ihr Restkapital heranzukommen, betrachten Sie es als Chance, zumindest dieses Geld noch retten zu können.
Falls Sie unsicher sind, lassen Sie sich von einem Berater Ihres Vertrauens erläutern, was möglich und sinnvoll ist.
Sollten Sie Fragen oder Anregungen zu unseren Leistungen haben, freuen wir uns jederzeit über eine Nachricht von Ihnen.
Montag bis Donnerstag:
09:00 – 17:00 Uhr
Freitag:
09:00 – 15:00 Uhr