Drohende Verluste für 75 % der deutschen Banken

drohende-verluste-für-75-prozent-der-deutschen-banken

Haben Sie Ihr Erspartes auf einem Spar- oder Girokonto gebunkert? Dann sollten Sie sich schnellstens eine Alternative überlegen, denn die Sicherheit Ihres Geldes bei den Kreditinstituten Deutschlands ist mehr als gefährdet. Die Unternehmensberatung McKinsey hat zahlreiche Schwachstellen gefunden und geht davon aus, dass die Banken nur drastische Maßnahmen retten könnten. Ansonsten sieht’s schlecht aus mit des Deutschen liebsten Sparstrumpf.

Die Probleme heißen Niedrigzinsen, Digitalisierung und Regulierung

Das meiste Geld der Bundesbürger landet immer noch auf Sparbuch, Giro- und Tagesgeldkonto. Im Jahr 2014 waren es laut EZB über 1,9 Milliarden Euro. Rechnerisch hat somit jeder Deutsche knapp 24.000 Euro auf dem Konto – Tendenz steigend. Doch dieses sauer Ersparte ist arg gefährdet, denn vielen Banken geht es laut McKinsey schlecht, manchen sogar sehr schlecht.

Es sind vor allem drei Hürden, die sich momentan zu nahezu unüberwindbaren Hindernissen auftürmen und ihnen wichtige Anteile an Eigenkapitalrendite kosten:

  • Niedrigzinsen minus 2,0 Prozentpunkte
  • Digitalisierung minus 2,0 Prozentpunkte
  • Regulierung minus 1,7 Prozentpunkte.

Wenn nichts geschieht und keine grundlegenden Veränderungen eingeleitet werden, so ist sich McKinsey sicher, drohen zahlreichen Banken bis zum Jahr 2021 Verluste bis zu 75 %. Gegenüber der FAZ warnten die McKinsey-Analysten, dass ohne Gegenmaßnahmen drei von vier Banken in den kommenden 5 Jahren in die Verlustzone rutschen können. Insgesamt sind 20 Milliarden Euro an Gewinn in Gefahr.

Meine bescheidene Meinung dazu: Sie können sich ausrechnen, welches Kapital zuerst als verloren angesehen wird – bestimmt nicht das der Konzerne und Großkopferten. Mit einem entschuldigenden Schulterzucken beim Blick auf das Geld der Privatanleger wird es dann heißen: Wir können nichts ändern, das ist halt höhere Gewalt. Und Ihr Geld ist futsch!

Nun heißt es in der McKinsey-Untersuchung, dass ein grundlegender Wandel innerhalb der deutschen Kreditinstitute notwendig sei, um das Fiasko abzuwenden. Schauen wir uns das Ganze mal näher an.

Hohe Gewinnminderungen

Öffentlich wird von den Banken häufig die strengere Regulierung kritisiert, durch die die Geldinstitute angeblich an profitableren Geschäften behindert werden. Durch die Vorgaben von Seiten der Aufsichtsbehörden wirken sich bei vielen nicht so stark aus wie Niedrigzins oder Digitalisierung. Denn beide Aspekte gefährden den Gewinn der Banken um jeweils 7,1 Milliarden Euro, während die Regulierung mit 6,0 Milliarden Euro an der Gewinnbeeinträchtigung beteiligt ist.

Die Belastungen der Banken im Einzelnen sehen so aus:

  • Die Sparkassen sind von 6,4 Milliarden Euro betroffen, wobei 2,5 Milliarden Euro auf die Digitalisierung und 2,4 Milliarden Euro auf die Niedrigzinsen entfallen.
  • Die Volks- und Raiffeisenbanken müssen Verluste von 5,4 Milliarden Euro hinnehmen, wobei jeweils 2,0 Milliarden Euro die niedrigen Zinsen und die Digitalisierung betreffen.
  • Bei den Privatbanken wie Commerzbank und Deutsche Bank werden die Gewinne mit 4,3 Milliarden Euro etwas weniger beeinträchtigt. Hier hat die Regulierung mit 1,9 Milliarden Euro den größten Anteil, gefolgt von der Digitalisierung mit 1,3 Milliarden Euro.
  • Auslandsbanken, also Geldinstitute mit ausländischer Muttergesellschaft wie beispielsweise die ING Diba, müssen mit Gewinnkürzungen von 2,8 Milliarden Euro rechnen. Hier halten sich Niedrigzinsen und Digitalisierung mit jeweils 1 Milliarde Euro die Waage.

Aus diesen Zahlen ist erkennbar, dass die Institute, die sich bislang gegen die Digitalisierung gesträubt haben, auch stärker von den niedrigen Zinsen betroffen werden. Gleichzeitig müssen die Großbanken vergleichsweise größere Verluste infolge der Regulierung hinnehmen.

Weniger Filialen und mehr digitale Abläufe

Das momentan eh schon schwache Ertragsniveau der Banken muss in der kommenden Zeit entweder um 30 % gesteigert werden oder die Kosten müssen um die gleiche Prozentzahl gesenkt werden. Wenn die Geldinstitute das nicht hinbekommen, sieht es mehr als mau aus.

Vor allem die Sparkassen und Genossenschaftsbanken müssen nun, mehr noch als die Privatbanken, auf die neuen Bedingungen reagieren. In erster Linie in Sachen Digitalisierung muss hier etwas geschehen, wenn sie auf dem Markt noch mithalten wollen. Dabei geht es um standardisierte Produkte und Dienstleistungen sowie ein Zurückkurbeln in Sachen Kreditgeschäft, das in den Krisenjahren ausgebaut worden war. „Aufs falsche Pferd“ gesetzt nennt man das wohl. Dass die genannten Maßnahmen auch einen Verlust an Dienstleistung und Kundenservice bedeuten, wird die Geldinstitute weniger interessieren.

Das gilt auch für einen weiteren Filialrückgang. Dieser beträgt seit 2000 schon 35 % und wird wohl in den folgenden Jahren bei weiteren 30 % liegen. Digitalen Angeboten wird künftig der Vorzug gegeben, zumal viele Kunden das auch so wollen. McKinsey nennt Beispiele, nach denen die Bankkunden rufen, die sie aber momentan nicht bekommen: Überweisungen per Smartphone etwa, Beratung per Video oder Einscannen von Rechnungen.

Doch auch das wird den Banken letztlich nicht dabei helfen, ihre Erträge zu sichern und kosten einzusparen. Wenn nur klassische Maßnahmen eingeleitet werden, wird damit der Karren nicht mehr aus dem Dreck gezogen. Es geht laut McKinsey darum, für noch mehr Kundenzufriedenheit zu sorgen in Form von automatisierten Prozessen, standardisierten Produkten und strategischen Fusionen und Partnerschaften.  Es werden zwei Strategien vorgeschlagen: Versorgerbank oder Kundenbank.

Eine Versorgerbank stellt nach diesen Vorstellungen ihr Kapital für andere Finanzdienstleister oder Geldinstitute bereit. Oder sie stellt nur ihren Namen zur Verfügung, hat aber keinerlei Kundenbeziehungen. Für die Kundenbank hingegen sind die Kundendaten der wichtigste Vermögenswert. Sie sollen, laut McKinsey, zum wichtigsten Kundenpartner in Sachen Finanzen werden und deren Anlagen und Zahlungsströme auf Basis seiner Daten optimieren. Gleichzeitig, so heißt es, müsse ein tiefes Vertrauen vom Kunden zu den Banken herrschen.

Der Kunde: Vermögenswert oder Mensch?

Für mich zeigt sich da ein Widerspruch. Allein schon die Formulierungen klingen für mich sehr kalt und geschäftsmäßig: der Kunde als Vermögenswert. Oder wie hört sich das für Sie an, wenn Ihre „Zahlungsströme auf Basis Ihrer Daten optimiert“ werden?

Und auch bei den anderen oben genannten Neuerungen frage ich mich: Was haben Sie als Bankkunde wirklich davon? Wenn eine Oma auf dem Lande z.B. nicht mehr zu ihrer Filiale gehen kann, weil es die nicht mehr gibt? Oder mit einem Typ im Bildschirm kommunizieren soll, statt mit der netten Dame hinter dem Schalter? Von einer online- oder Smartphone-Überweisung mal ganz abgesehen …

Sicher: Gerade für die jungen Leute bis hinauf zu den 60-Jährigen ist der Umgang mit digitalen Medien normal. Dennoch scheint mir das Ganze sehr stark auf unpersönliche und standardmäßige Bearbeitung der Kunden hinauszulaufen. Denn von Beratung kann in meinen Augen nicht mehr die Rede sein. Als unabhängiger Honorarberater habe ich Tag für Tag mit Kunden zu tun, die sehr individuelle finanzielle Bedürfnisse haben. Da hilft kein Null-Acht-Fünfzehn-Plan und fertig ist die Altersvorsorge.

Hier geht es um individuelle Analysen und Zielsetzungen – und zwar meiner Meinung nach weit ab von Sparbuch und Girokonto. Denn wenn Sie nur damit ihre finanzielle Zukunft planen wollen, sieht‘s wirklich zappenduster aus. Ob mit oder ohne Reformen der Banken: Ihr Geld fault dort nur langsam vor sich hin und bringt Ihnen so gut wie keine Rendite. Außerdem ist es, wie Sie nun gelesen haben, nicht so sicher verwahrt wie Sie bisher dachten. Denn sollte eine Bank zu Fall kommen, dann fallen Sie, respektive Ihr Erspartes, mit in den Abgrund.

Deshalb ist meine Empfehlung, dass Sie zu einem „echten Menschen“ gehen, der Sie auch wie einen Menschen behandelt – und nicht wie einen Wert. Zudem kennt sich ein Experte in Finanzdingen aus und hat Ihre persönlichen Belange im Auge. Ein seriöser und unabhängiger Finanzberater wird Ihnen Wege aufzeigen, wie Sie Ihre Altersvorsorge so gestalten können, dass Sie über ein sicheres Finanzpolster verfügen und gleichzeitig Ihr jetziges Leben genießen können.

https://www.welt.de/finanzen/geldanlage/article133000571/Geld-der-Deutschen-vergammelt-auf-Girokonten.html

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/deutschen-banken-droht-milliardenverlust-14162249.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

https://www.mckinsey.de/deutsche-banken-vor-grundlegendem-wandel

https://www.mckinsey.de/files/160407_pm_bankenmarkt_deutschland.pdf

https://www.der-bank-blog.de/kreditinstituten-drohen-verluste/studien/banking-trends/22094/

https://finanzkun.de/artikel/strukturprobleme-und-geringer-zinsueberschuss/